Defense wins championships: ein Blick in die Geschichte
6. August 2014

Der Auftakt in die Saison, bei dem die Austria ein kleines Feuerwerk abbrannte, war ein guter Einstand in eine hoffentlich geile Saison. Obwohl erfreut und sichtlich überrascht aufgrund des offensiven Elans seiner Mannschaft, betonte der neue Trainer der Austria, Klaus Schmidt, die Wichtigkeit einer stabilen Defensive: „Für mich ist immer ganz wichtig, dass die Null steht, denn: Offense wins games, defense wins championships. Das ist die Wahrheit.“Eine Phrase? Nur einfach ein lockerer Spruch, der durch die US-Basketballtrainerin Pat Summitt erweitert wurde (“Offense sells tickets, defense wins games, rebounding wins championships”)? Nein, einfach nur die Wahrheit würde Schmidt Zweiflern entgegnen. Und Tatsache, die Geschichte der Salzburger Austria untermauert den Wahrheitsanspruch der angeblich titelbringenden Defensive. Ein historisch-statistischer Blick, der zwar nichts belegt und keine Rückschlüsse zulässt, aber durchaus interessant erscheint:

Die Saison 1993/94 sollte am Ende zur Legende werden. Das UEFA-Cup-Finale wurde erreicht, am Weg ins Meazza zwei deutsche Vereine und der große Sporting CP besiegt. In der Meisterschaft so nebenbei der erste Titel der Vereinsgeschichte geholt. Dabei fing es gar nicht meisterlich an, denn ein 0:0 auf dem Sportklub-Platz ließ auf der Friedhofstribüne nur wenige daran glauben, dass hier der künftige Meister gespielt haben soll.

Defensive bremst Offensive aus

Abgerechnet wird aber immer am Ende und da stand die Austria ganz oben, quasi-fixiert wurde der Titel am Ende der Saison übrigens wieder mit einem 0:0 in Wien, diesmal gegen Rapid. Dazwischen lagen Glanzpunkte, allen voran vier Siege gegen den großen Titelkonkurrenten FK Austria Wien. Bemerkenswert: nach den vier Spielen gegen den FAK, konnte man ein Torverhältnis von 14:1 aufweisen. Nur ein Gegentor gegen die geballte Offensive des damaligen Meisters: Ralph Hasenhüttl, Andi Ogris und Markus Pürk stürmten für die Favoritner. Im Mittelfeld zogen mit Peter Stöger, Christian Prosenik oder Thomas Flögel Klassespieler die Fäden. 

Keiner dieser Namen fand sich aber auf den Schützenlisten nach den Spielen, denn Trainerfuchs Otto Baric (Jahrgang 1933) stellte seine Abwehr perfekt ein und das Prunkstück Abwehr war der Grundstein für den ersten Titel der Klubgeschichte: nur 18 Treffer kassierte Otto Konrad in 36 Partien. Das ist bis heute absoluter Ligarekord! Seit der Einführung der Bundesliga (1974/75) kam der FC Wacker Innsbruck an diese starke Leistung am ehesten ran: in der Tiroler Meistersaison 2001/02 kassierten die Innsbrucker 20 Gegentreffer.  Unterboten wurde die 18-Tore-Marke nur von Austria Wien in der Saison 84/85, wo allerdings lediglich 30 Ligaspiele zu bestreiten waren im 16er-Liga Format. Hinzu kamen 1993/94 für die Salzburger 21 Partien ohne Gegentreffer, in nur zwei Spielen kassierte man mehr als ein Gegentor. 

Otto zu Null

Gehen wir eine Saison weiter: mit 24 Gegentoren kam die Austria zwar nicht an den Wert der Vorsaison ran, allerdings kassierte man damit 14 Treffer weniger als das zweitbeste Defense-Team Austria Wien. Wieder blieb man 21 mal ohne Gegentreffer – der Schlachtruf „Otto zu Null!“ avancierte längst zum Klassiker. Mit diesem beeindruckenden Abwehrriegel, konnte man die mangelnden Tore ausgleichen, denn mit 48 geschossenen Treffern teilte sich die Austria in der Statistik der geschossenen Tore Platz sechs (als Meister!) mit der Admira. Die, bei 55 Gegentreffern, Platz sieben in der zweiten violetten Meistersaison belegte. Zum Topteam an Ligatoren fehlte der Austria ein ganzes Stück: Rapid erzielte 63 Treffer in der Meisterschaft. 

Treffsichere Rapid

Rapid war mit 69 Treffern auch 1996/97 die treffsicherste Mannschaft und wurde dafür mit dem Vizemeistertitel belohnt. Meister wurde die beste Defensive, die erneut der SV Austria Salzburg sein Eigen nennen durfte. 19mal ohne Gegentor und 25 Gegentreffer gesamt. Neben Konrad hielten auch Oleg Suslov und Herbert Ilsanker den Kasten sauber.

Zum Vergleich dieser Kennwerte, einige andere Zahlen von Meistermannschaften: Als Rapid 1995/96 den violetten Meisterlauf unterbrach, kassierten die Wiener 38 Treffer (also mehr als doppelt so viel wie die Austria 93/94) und blieben „nur“ 11mal ohne Gegentor. 

1997/98 kassierte der SK Sturm in seiner Meistersaison 28 Gegentore, in 14 Spielen blieb man zu Null. Auf der Basis der geschossenen bzw. kassierten Treffer, könnte man meinen, Sturm bzw. vor allem Rapid suchten (und fanden) ihr Glück eher in der Offensive: „offenses can win championships too“.

Die Gegenwart ohne Gegentor

Es zeigt sich jedenfalls ganz klar in diesen Ausführungen: die drei Bundesliga-Meistertitel von Austria Salzburg wurden nicht durch übereifriges Toreschießen gewonnen, sondern durch die konzentrierte und stabile Verteidigung des eigenen Kastens. In allen drei Saisonen gab es Mannschaften, die deutlich mehr Tore schossen als die Austria, dieser „Mangel“ wurde allerdings durch die äußerst geringe Anzahl an Gegentreffer gut gemacht.

Ein Sprung in die Gegenwart: Die Austria hat nach zwei Meisterschaftsspielen noch eine weiße Weste, kassierte gegen Eugendorf und Schwaz kein Tor und trifft nun auf die Altacher Amateure, die gegen die Austria seit mittlerweile fünf Spielen auf einen eigenen Treffer warten und in 8 Aufeinandertreffen lediglich in zwei Partien zu Treffern kamen. Gegen Altach kann der dritte von 30 Aufstiegs-Schritten in Richtung Zweite Liga gesetzt werden – wird man erneut eine stabile Defensive als Basis dafür haben?

Klaus Schmidt hat sich schon was dabei gedacht, wenn er der Defensive einen erheblichen Teil an einem möglichen Gewinn der Meisterschaft einräumt. Und: er schließt damit direkt an die großen Meistermannschaften der 90er Jahre an, wo die Austria stets aufgrund einer sattelfesten Defensive die Titel errungen hat.

Wie dem auch sei und was man von statistischen Spielereien halten mag, please win this Championship!

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