Zu Himmelfahrt ganz unten, schon jetzt wieder ganz oben

13. Mai 2018

Freitagmorgen, 11. Mai, ein Blick auf die TV-Einschaltquoten des Vortags: Waren wieder so viele vor den Fernsehgeräten wie vor einem Monat beim Start der Landesliga-Offensive des ORF beim GAK? 49 Tausend Zuschauer – 49 Tausend Mal schämen für einen katastrophalen Auftritt der Violetten im Heimspiel gegen den FC Zell am See? Es bleibt Spekulation. Vielleicht waren es doch ein paar weniger, der ORF veröffentlicht die aktuellen Zahlen des Teletests für die Spartenkanäle nur fallweise. Obwohl man sich an die Charakteristik der Achterbahn Salzburger Liga allmählich gewöhnt hat, gab es nur fünf Tage nach fünf Auswärtstreffern kaum jemanden, der schon auf die nächste rasante Talfahrt gefasst war.Entweder jede Lehre der Psychologie ist überholt und ein 5:1-Auswärtssieg bringt kein Selbstvertrauen, oder der Tank mit selbigem ist seit dem Gastspiel bei Straßwalchen leck geschlagen. 700 Frühaufsteher waren in Maxglan am Himmelfahrtsfeiertag bereits ab 11:00 vor Ort und eigentlich ganz guter Hoffnung, dass es diesmal klappt mit der kleinsten aller Serien und ein zweiter Sieg en suite eingefahren werden kann. Lange vor den Mittagsglocken zeichnete sich aber bereits ab, dass es damit wieder nichts werden sollte. Wohl den vielen, die sich das Essen für die gemütliche Grillerei danach aufgehoben haben – als Beilage zu dieser Fußballkost wäre einem an diesem Tag ohnehin alles im Halse stecken geblieben.

Bereits das 0:1 in der 13. Minute hat sich abgezeichnet, zu unkonzentriert war der Auftritt unserer Mannschaft von Beginn an. Ein ums andere Mal hatten die Zeller ihr Vergnügen mit der völlig überforderten Dreierkette der Austria. Dazu kam, dass nach vorne gar nichts ging. Entlastung gab es daher kaum, auch zumal Zell am See weiterspielte, als stünde es noch 0:0. Die Spielfreude der Pinzgauer im Kontrast zur schläfrigen Austria führte kurz vor der Pause auf bezeichnende Art und Weise zum 0:2, als bei einem Freistoß der Gäste jegliche Zuordnung in Reihen der Austria fehlte und der einfach in den Strafraum beförderte Ball ebenso ungehindert zum Torabschluss weiterverarbeitet werden konnte.

Jegliche Reaktion nach Seitenwechsel ließen die Violetten vermissen, es ging genau gleich weiter. Patrick Mayer brachte mangels Unterstützung den einzigen, wenn auch harmlosen, Schuss aufs Zeller Tor an – sonst kam von unseren Mannen nichts. Unverändert blieb aber auch die Gier der Zeller, die in der 57. Minute mit dem 0:3 alles klar machten. Ein gefühlvoller Heber des mit aller Zeit der Welt gesegneten Landauer besiegelte wenige Minuten vor Schluss noch den 0:4-Endstand, ein in dieser Höhe völlig gerechtes Resultat – es verschonten uns sogar Oberkante Latte und Außenkante Stange vor einer noch größeren Blamage.

Zum doch so deutlichen Ergebnis zwischen diesen beiden vermeintlich auf Augenhöhe befindlichen Mannschaften gesellt sich in dieser Runde eine weitere Überraschung. Sie betrifft unseren kommenden Gegner Bischofshofen und wäre beinahe sogar als Sensation zu bezeichnen gewesen: Doch zehn Minuten vor Schluss gelang den Pongauern als überlegener Tabellenführer immerhin noch der Ausgleich bei Schlusslicht Bergheim, dem aber auch der eine Zähler reichte, um die rote Laterne fürs Erste abgeben zu können.

„Wir freuen uns schon auf den Auswärtssieg in Bischofshofen“, versuchte sich Platzsprecher Alexander Hütter nach dem Spiel gegen Zell am See, wohlwissend über die bisher nicht nachvollziehbare Logik der Liga, in Galgenhumor. Am Samstag stelle sich dann heraus: mit solchen Leuten müsste man ins Wettcafé gehen.

Bischofshofen hat eine sehr bekannte Schanze und einen Stadtbezirk, bei dem man eigentlich zuerst an Berlin denkt. Jedes Jahr am Dreikönigstag verwandelt sich das 10.000-Einwohner-Städtchen im Ennspongau zum Skisprung-Mekka, wenn sich auf der Paul-Außerleitner-Schanze die traditionsreiche Vierschanzentournee im finalen Bewerb entscheidet. Auf dem Absprung ist in diesen Wochen auch der Bischofshofener SK, die Kicker nehmen ihren Anlauf in Richtung Westliga aber natürlich nicht im Sepp-Bradl-Skisprungstadion, sondern in der Au unterhalb von Bischofshofen-Kreuzberg.

Dort befindet sich das Freizeitgelände mit Fußballplatz, auf dem die Blau-Weißen in dieser Saison schon viel Freude verbreitet haben. Beim BSK ging zuletzt regelmäßig die Post ab, und so wurden auch die Fußballer dem Slogan des Stadtmarketings gerecht: Um auch weiterhin gut in „die Stadt mit Schwung“ zu passen, wollten die Hausherren nach dem mageren Remis beim bis dahin Letzten Bergheim nochmal richtig durchstarten.

Die Austria hatte die schwierige Aufgabe, sich diesem Vorhaben entgegenzustellen. Auch wenn der BSK bereits im Herbst der richtige Gegner war, um sich nach einer katastrophalen Darbietung gegen Zell am See wieder aufzurichten, rechnete diesmal kaum jemand mit Punktezuwachs. Schließlich war man sich auch darüber im Klaren, dass die Pongauer sehr danach trachten werden, den Deckel auf ihren seit Monaten gewissermaßen greifbaren Meistertitel draufzusetzen. 712 Zuschauer marschierten durch das Spalier vieler BSK-Beachflags zum schmucken Sportplatz. Auf einem perfekten Rasen, mit dem bald auch viele Profi-Mannschaften bei ihren Sommertrainingslagern ihre Freude haben werden, begann alles so, wie man sich das erwarten konnte. Mit dem 1:0 durch Barnjak gleich in der Anfangsphase stieg die Gewissheit, dass Favorit und Außenseiter doch Begriffe mit Bedeutung sind.

Doch diese Liga hat ihr verrücktes Pulver noch nicht verschossen, wie sich danach zeigte. In der 35. Minute schwächten sich die Gastgeber selbst, Pielorz musste nach einer Tätlichkeit vom Platz – erst nach Seitenwechsel sollte sich die Wirkung des Platzverweises entfalten. In der 56. Minute hatte Patrick Mayer nicht viele Optionen, er sah aber seinen mitgelaufenen Bruder Nico und spielte ihm den Ball in den Rückraum – der an sich schwache Torschuss hatte das Potenzial, unterschätzt zu werden und so flutschte dem unkonzentrierten BSK-Keeper der Ball zum 1:1 durch Hände und Beine. Nennen wir es ein „Überraschungs-Ei“, das uns Fritz Kühleitner gewährte, da es der Anfang einer ungeahnten Wende und Ausgangspunkt einer echten Sensation war. Die kurioseste Pointe gab’s aber zehn Minuten später: Nach Kritik ging mit dem bereits gelb-verwarnten Jovanovic noch ein zweiter Blauer runter. Für die Führung musste die Austria vom komfortablen Überzahlspiel aber gar nicht erst richtig Gebrauch machen: Unmittelbar auf den zweiten Ausschluss folgte eine scharfe Ergüden-Ecke, die Nico Mayer per Kopf zum 1:2 zu verwerten wusste. Trotz zwei Mann Überzahl hatte unsere Mannschaft nochmal alles Glück, als der unterste Millimeter der Querlatte einen scharfen BSK-Schuss gerade noch auf die Torlinie herunterprallen ließ. Ansonsten schaffte man es dann aber, die doppelt dezimierten Pongauer in Schach zu halten. In der Nachspielzeit bescherte ein Konter Nico Mayer sogar noch seinen lupenreinen Hattrick – 1:3, die Sensation war perfekt.

Rechtzeitig vor dem Muttertag also die Erkenntnis: Wir verstehen Frauen – viel eher als diese Salzburger Liga 2017/18. Unglaublich, dass unsere Mannschaft nur zwei Wochen nach einer Heimniederlage gegen den Tabellenletzten und gar nur zwei Tage nach einem desaströsen 0:4-Debakel im Heimspiel gegen Zell am See wie schon im Herbst gegen und jetzt sogar in Bischofshofen mit einem Sieg beim überlegenen Tabellenführer einen Platz zur Rehabilitation gefunden hat. Dabei musste man kein Prophet sein, um diese Sensation vorherzusagen – es gab zwei andere Wege: Einmal den schon angesprochenen Galgenhumor à la Alexander Hütter und sonst einfach die Konsequenz, diesen Zick-Zack-Kurs, den uns eine völlig verrückte Salzburger Liga seit Monaten beibringt, einfach bis zum Ende weiterzudenken. Aller Wahnsinn des 26. Spieltags wurde tatsächlich in Bischofshofen aufgeboten, die anderen Spiele verliefen relativ normal: So auch Neumarkts Heimauftritt gegen Kuchl mit einem klaren 5:2-Erfolg, womit der Bischofshofener SK für die letzten vier Runden mit immerhin noch fünf Punkten Vorsprung sein Auslangen finden muss.

Hier die noch nicht erwähnten Ergebnisse der letzten beiden Runden:
25. Runde:
* SAK – Bürmoos 2:0
* Straßwalchen – Hallein 6:2
* Eugendorf – Neumarkt 0:2
* Hallwang – Bramberg 1:2
* Strobl – Altenmarkt 1:1
* Kuchl – Golling 2:1

26. Runde:
* Zell am See – Straßwalchen 3:0
* Altenmarkt – SAK 2:4
* Bürmoos – Hallwang 2:1
* Hallein – Strobl 2:1
* Bramberg – Eugendorf 0:4
* Golling – Bergheim 2:0

Salzburger Liga, 26. Runde, 12.05.2018
SK Bischofshofen – SV Austria Salzburg 1-3 (1-0)
Austria Salzburg spielte mit:
Ebner; Sandmayr, Öttl, Forsthuber, Schnitzer; Purkrabek (93. Vukur), N. Mayer, Bautista (HZ. Grasegger), Aliu (90. Fonjga), Ergüden; P. Mayer

Tore:
1-0: Barnjak (9.)
1-1: N. Mayer (56.) (Assist: P. Mayer)
1-2: N. Mayer (67.) (Assist: Ergüden)
1-3: N. Mayer (93.)

Schüsse gesamt: Bischofshofen 17 / Austria 14
Schüsse aufs Tor: Bischofshofen 5 / Austria 6
Schüsse abgeblockt: Bischofshofen 3 / Austria 1
Ecken: Bischofshofen 16 / Austria 3
Fouls: Bischofshofen 16 / Austria 23
Abseits: Bischofshofen 4 / Austria 6

Gelbe Karten:
Bischofshofen: 4 (Jovanovic, 14./Foul; Pöllhuber, 39./Unsportlichkeit; Marojevic, 59./Foul; Ismaili, 80./Foul)
Austria: 2 (Bautista, 35./Unsportlichkeit; Schnitzer, 62./Foul)

Gelb/Rot:
Bischofshofen: 1 (Jovanovic, 66./Kritik)
Austria: 0

Rote Karten:
Bischofshofen: 1 (Pielorz, 35./Tätlichkeit)
Austria: 0

Bischofshofen, 712 Zuschauer
SR: Özgün Ustaoglu; Assistenten: Samuel Sampl, Reda Mohamed

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