Epische Aufstiegsschlacht gewonnen – 3:2 gegen Imst in einem Spiel für die Ewigkeit

11. Mai 2025

Die Aufstiegsschlacht war ausgerufen – der puren Zuspitzung im Vorfeld folgte ein vollkommen verrücktes Spitzenspiel, das alle Erwartungen gehalten und weit übererfüllt hat. Glücksgöttin Fortuna verpasste der irren Dramaturgie im rappelvollen Tollhaus Maxglan ein Happy End in violett und weiß.

„Spiel des Jahres“ stand drauf, ein Spiel für die Ewigkeit kam raus. Statt Alfred Hitchcock war’s zwar Namensvetter Tatar, der im Stadion war, um fürs Fernsehen etwas Storytelling rund um die Austria zu betreiben; aber das klappte unübertrefflich gut an einem frühlingshaft sonnigen und in jeder Hinsicht märchenhaften Fußballsamstag in unserer schönen Mozartstadt.

Blauer Himmel, Blitz und Donner

Im „Konklave um den Aufstieg“ gegen die Jungs aus dem Heiligen Land, in der Frage, wer denn am Ende ganz groß rauskommen würde, war vorab nur eines klar: Der Aufsteiger, er ist bereits unter uns in der bis auf den letzten Mückenplatz gefüllten Kicker-Kapelle zu Salzburg-Maxglan. Sollten sich die etwas mehr als 150 Mitgereisten daran erfreuen, die diesmal im Gästesektor zusammengekommen sind?

Es sah ganz danach aus, und das sofort. Denn dieses Drama schickte sein Publikum nicht in den Warteraum: Die Imster hatten um 17:02 Uhr Anstoß, stürmten gleich überfallsartig drauflos und jagten im ersten Angriff dem Ball so lange hinterher, bis er drin war – Florian Jamnig mit dem 0:1 in der ersten Minute, ein Blitzstart der Tiroler und eine Blitztabelle in der flugs: Imst wieder auf Platz 1 war.

Pointe vor der Pause

Schon in der Hinrunde hatte Jamnig die Tiroler in Führung gebracht, da dauerte es eine Viertelstunde. Tatsächlich schepperte es wieder nach einem Sechstel der Spielzeit, diesmal aber auf der richtigen Seite: Milos Savic vollstreckte den ersten schönen Austria-Angriff nach Kräften, Kraft vonseiten der Imster jedoch wird beim 1:1-Ausgleich zurecht als Eigentorschütze geführt – sein Klärungsversuch ging sich so knapp aber doch nicht mehr aus, der dezent erhöhte Stresslevel im Hexenkessel dürfte einen wertvollen Beitrag geleistet haben.

Statt eines durchaus möglichen schnellen 0:2 nun also alles wieder auf Anfang, die Partie von da an erstmals etwas ausgeglichener. Eine Entwicklung, mit der die Violetten – ungeschoren trotz eindrucksvoll starker, extrem bissiger Gäste – wohl angesichts der Umstände zufrieden in die Kabine marschiert wären. Doch die 45. Minute hielt noch mehr für uns bereit: einen Hands-Elfmeter nämlich, den Marinko Sorda sicher ins Netz donnerte. „Habemus plumbum“, hieß es somit erstmals; mit der schmeichelhaften Halbzeitführung für die Austria ging’s in die Kabinen.

Zusatznotiz aus Abschnitt eins, was den suboptimalen Beginn noch verdeutlicht: Nach fünf Minuten musste Volkert verletzt ausgewechselt und damit ein Teil der taktischen Überlegungen über Bord geworfen werden. Für ihn kam jener Schwaighofer, der mit seinem scharfen Ball in den Strafraum besagten Elfer erst ermöglicht hat – und der eine Stunde später nochmal eine zentrale Rolle spielen sollte.

Küss’ die Stange! Pendlerticket mit Gruß aus der Kathedrale

Die zweite Halbzeit verlief eine Zeit lang erstaunlich ereignislos, zumal die Austria Imst nun deutlich besser im Griff zu haben schien. Chancen zur violetten Vorentscheidung blieben rar, die wenigen scheiterten vor dem entscheidenden Zuspiel. Nach einer guten Stunde erwachten die Tiroler aber nochmal richtig, rissen das Heft an ihre Hand. Vor allem über deren rechte Angriffsseite, unmittelbar vor dem Gästefansektor, kamen die Mannen in Rot jetzt im Minutentakt zu gefährlichen Vorstößen. Tief durchpusten hieß es für uns in dieser Phase mehrmals, aber nie so sehr wie in der 77. Minute:

Vor den Augen von Otto Konrad, der sich am Vorabend des 31. Jahrestags Desgleichen im Giuseppe-Meazza-Stadion gewähnt haben muss, prallte ein scharfer Schuss der Imster zuerst ans Innerste der rechten Innenstange, balancierte dann die Torlinie entlang nur um daraufhin auch noch die linke Innenstange zu küssen und um sich auch in der Folge mit dem Weg ans Tor, anstatt jenem ins Gehäuse, zu begnügen – Kalman konnte die Frucht dann seelenruhig aufklauben, ehe sie in Richtung des dritten Pfostenkontakts unterwegs war.
Das historische Pech des Marco Antonio dos Santos mit seinem legendären Stangenpendler von Mailand-San Siro flackerte in der Gestalt eines magischen Moments violetten Spielglücks auf – den Imster „Marquinho“, Paulo Rossetti, im Hinrundenschlager noch mit dem Treffer zum 2:0 erfolgreich, wird diese Szene fortan wohl sein Fußballerleben lang begleiten.

Drehen oder durchdrehen

Jetons aufgebraucht? Nein, jetzt die Achterbahn nochmal separat angeworfen für ein Finale furioso in diesem irren Aufstiegsepos …
Denn Imst hatte noch mächtig Zeug im Gepäck: In der 87. Minute schockte uns – na wer denn wohl – Florian Jamnig erneut, als der einen der selteneren Angriffe über links nach idealem Stanglpass staubtrocken zum 2:2-Ausgleich reinschob.

Plötzlich nun die Oberländer mit Oberwasser, das uns zu ertränken drohte; denn diese Herren wussten um ihre Mission für die letzten Minuten: Voll auf Auswärtssieg, Spiel spät komplett drehen. Und man musste es ihnen zutrauen angesichts ihrer beinahe heroischen Darbietung. Doch es sollte ganz anders kommen …

Kardinalfehler bei der Schlacht: Ins offene Messer laufen

Denn wie das so ist, Spitz auf Knopf bei einem Kicker-Konklave: Da macht schonmal wer den Kardinalfehler.
Ehe man sich als Austria-Anhänger doch noch einen ganz zarten Sieggedanken erlaubte, rannten die Imster ins offene Messer: Alex Schwaighofer war plötzlich auf und davon, sauste von leicht linker Position auf den Torhüter zu; der letzte Tiroler Verteidiger kreuzte mit unglücklichem Kontakt bei hohem Tempo just als „Schwaigi“ sich den Ball eigentlich schon etwas zu weit vorgelegt hatte – die erbarmungslos-richtige Schiedsrichterentscheidung: Elfmeter für Austria Salzburg und Rote Karte wegen Torraubs gegen den Imster Unglücksraben Marko Jovljevic, der mit seinem rechten Arm bereits den ersten Strafstoß verursacht hat.

Alle Last auf sich nahm Marinko Sorda, der schon bei unserer ersten Begegnung mit Imst im Herbst 2023 zwei Elfmetertreffer in einem Spiel hinbekommen hat. Die reguläre Spielzeit der 90 Minuten war bei Ausführung bereits abgelaufen, der Druck bei voller Gewissheit um den Matchball im Aug’-in-Aug’-Aufstiegsdrama maximal: Sorda läuft an, sein Ball kommt halbhoch und leider mundgerecht für Imst-Torhüter Steinlechner, der sehenswert pariert und sich anschließend einmal um die eigene Achse dreht – währenddessen …

Sorda der abspringenden Kugel schneller entgegenflitzt als jeder Imster und um den Augenblick schneller am Abstauber ist als es sich der kurzzeitig indisponierte Steinlechner wieder einrichten konnte nach seiner Heldentat für eine Sekunde – Tooor, das 3:2 in der 91. Minute im Elfernachschuss von Marinko Sorda. Ball im Netz, Torschütze im Fangnetz und alle vermengt in violetter Traube am Tribünenzaun der „Curva Viola“ für den ergiebigsten Torjubel seit vielen, vielen Jahren.

Da kriegst du eine Latte

Die ausgiebigen Jubelszenen ließen den Wiener Schiedsrichter die Nachspielzeit von vier auf sechs Minuten korrigieren, die es jetzt also noch zu überstehen galt. Doch die dezimierten Tiroler hatten auch in Unterzahl noch eine Antwort, die ohnehin postwendend kam: Riesenglück für die Violetten gleich im Gegenzug, als auch die Querlatte noch mithalf, einen herrlich angetragenen Schuss nicht gen Gehäuseinneres gewähren ließ.

Gefahr bis zum Gehtnichtmehr von den Imstern an diesem Nachmittag, doch irgendwann war es tatsächlich geschafft: „Habemus victorem“, die Aufstiegsschlacht war geschlagen, siegreich so, dass man alles erstmal realisieren musste. Mit Fortuna und dem Zwölften Mann war die Austria schließlich nicht nur in der Nachspielzeit in Überzahl, sondern schon das ganze Spiel über – ein Verbund für Violett, eine Magie, die es nur hier gibt und ohne die an diesem Samstag gar nichts gegangen wäre.

Danke, Danke, Danke!

Mitgeholfen hat schon allein die Fankurve mit dieser monumentalen Choreographie der Austria als einer Untoten, deren Grabstein samt Inschrift längst gesetzt war – „Totgesagte leben länger“, mit dieser mystischen Note ging’s auf den Rasen.

Mitgeholfen hat die gewonnene Platzwahl. Der erste Glücksmoment an diesem Nachmittag könnte atmosphärisch das Übrige bewirkt haben, dass 105 Minuten später dieser unabdingbare Elfmeterpfiff tatsächlich ertönte.

Mitgeholfen haben nicht zuletzt viele Helden früherer Tage, wie Simon Sommer als Premierengast im violetten Legendenclub, den wir nicht vergessen in dieser Hochphase unseres Vereins zu etablieren. Neben Otto Konrad, der eben ein Déjà-vu seines größten Spiels mit Austria Salzburg erste Reihe fußfrei geboten bekam, war etwa auch die Torhüterlegende unseres letzten Höhenflugs, Stefan Ebner, mit dabei, seiner unvergänglichen Fußballliebe die Daumen zu drücken.

Das erste Stück vom Glück? Zia mit Lamp nach gewonnener Platzwahl beim Shakehands der Kapitäne

Zurück im Glück

Ganz großer Bahnhof also nicht nur in Maxglan, sondern auch ganz großes Kino in einem maximal zugespitzten Titelthriller, den keiner der dabei war je vergessen wird. Alles Gewonnene ist hart erarbeitet und immer wieder verhindert Pech noch mehr? Diesmal, dessen sind wir uns allen bewusst, hat das Schicksal fleißig zurückgezahlt, war eine ganze Menge Glück dabei – so viel wie lange nicht, vielleicht so viel wie nie zuvor?

Aber auch so kann’s gehen im Fußball. Wir durften unter Gänsehaut miterleben, wie viel vom Leid einem dieses Spiel als pure Freude zurückgeben kann, wenn der Moment es mal will.

Give me five! Heiße Phase Saisonendspurt

Abschütteln war angesagt, jetzt haben wir’s wirklich hinbekommen wie Aragon in seinem 33. Lebensjahr und Losa, die Braunbären im Salzburger Zoo: Wie die Beiden ihr Badewasser, sind wir fürs Erste Imst los vom Leib – aber die Tiroler haben wirklich bärig aufgespielt in Maxglan, immerhin das direkte Saisonduell für sich bestätigt, und deshalb ist uns allen klar: Dieser bärenstarke Konkurrent ist noch lange nicht erlegt und erledigt.

Jetzt beginnt nochmal eine ganz eigene Phase in dieser Meisterschaft, fünf Runden ohne Torschlusspanik sind gefragt. Eingetütet mag sein, aber der Sack ist noch nicht zu. Ein Korkenknallen in Kitzbühel, wie vor zehn Jahren, geht sich kommende Woche nicht aus – dort braucht’s ein Aufrechterhalten der gesunden Anspannung und volle Disziplin.

So sehr wie die Austria bisher alle Saisonphasen mit Bravour gemeistert hat, kann man zum Ende dieses lang ersehnten Wochenendes aber zumindest eines festhalten:

Wann und wo immer bald violett-weißer Rauch aufsteigen möge: Es sieht sehr, sehr gut aus!

Höchste Güte Regionalliga-Fußball, die auch den hohen Besuch von Präsident Claus Salzmann begeisterte: Max Aicher (Bildmitte) und Stefan Moser (re.) von Sponsor Rowa-Moser erlebten einmalige Momente und – definitiv ohne Übertreibung – eines der besten Spiele aller Zeiten in der langen Geschichte von Austria Salzburg.

LaOla.Viola, die violette Welle zum Nachhören:

Die weiteren Ergebnisse der 25. Runde:

  • Kufstein – Reichenau 0:0
  • Bischofshofen – Kuchl 1:2
  • Hohenems – St. Johann 3:1
  • Dornbirn – Saalfelden 4:2
  • Altach II – Wals-Grünau 2:0
  • Schwaz – Lauterach 3:0
  • Röthis – Kitzbühel 3:2
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