Bundesliga, Baby! Wir sind Meister!

8. Juni 2025

Drama, bis auf drei Minuten: Fast den ganzen Schlussspieltag über war ein Platzen unseres Aufstiegstraums nur einen unglücklichen Moment entfernt – von wo aus die Live-Ticker-Angebote wohl die höchsten Abrufzahlen erzielten? Doch es war nicht der Todesstoß, von dem in der 88. Minute getickert wurde, sondern das Tor zu Träumen in violett und weiß.


Im Live-Podcast LaOla.Viola sind einige Ton-Probleme aufgetreten – es können aber wohl zumindest Teile der Aufnahme während der Woche per Audio-File hier nachgereicht werden

Nein, Nerven: Entspannung gibt’s um kurz vor sieben, kein bisschen früher! Daheim gegen den Zwölften, rappelvolle Hütte, Remis reicht – wer sich da vernunftbegabt auf einen Nachmittag in Gelassenheit eingestellt oder sich auch nur etwas Schongang, verglichen mit der Verrücktheit vorangegangener Spieltage, versprochen hat, der hat diese Wahnsinnssaison nie begriffen, solange sie lief.

Zum Dreißiger eine Angina

Stelle sich einer vor: Da kommst du etwas mehr als zwei Stunden vor Spielbeginn an, ergatterst den (vor)letzten Parkplatz unmittelbar beim Stadion und siehst, wie sich Sekunden später Manuel Kalman, schon etwas kreativer, in die letzte Lücke schwindelt. Vorgestern 30 geworden, möchte man dem jungen Mann nachträglich gratulieren – und dann verweigert der den Handschlag …

Was er anbietet ist eine Faust, wie gelernt in Coronazeiten. Der Grund? „Ich hab’ Angina.“ Stotternd schon meine Rückfrage: „Ernsthaft, und sag bloß: du wirst trotzdem spielen?“ Entschlossenheit aufrecht: „Ja, scheiß drauf!“ Dass unser Typ im Tor das ernst meint, war an Ort und Stelle klar. „Kali“, dessen gestrigen Dialog mit seinem Arzt man erlebt haben müsste, dürfte tatsächlich ziemlich etwas ausgefasst haben – wie könnten diese glasigen Augen lügen …

„Du hast dir etwas eingefangen, Angina – du musst dich hinlegen!“ – Kali so …

Spannung bis zum Schluss: „That’s the deal, my dear!“

Na gut, dann halt so – er wird scho’ wissen was er tut. Mit Öffnung der Gitter um drei fluten Fanmassen das Max-Aicher-Stadion, Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Sport den Club-33. Großer Bahnhof wie schon vor vier Wochen in der Aufstiegsschlacht, zum Aufstiegsmatch aber kein blauer Himmel, sondern ein Horizont ähnlich unserem Grünau-Gau.

Genau derlei im Endausbau lag viel zu lange in der Luft; weil der Traumstart um ein Haar verpasst wurde und es in der Folge lange Zeit hüftsteif in den Abend ging. Nach musikalisch untermalter Choreographie mit dem Songtext entnommener Beschlagwortung „Whenever – Wherever – Together“ waren die Shakira-Rhythmen kaum abgeklungen, da hat Schwaighofer den Schwung gleich mitgenommen und hätte per Seitfallzieher die Gäste beinahe gleich weiter durchgeschüttelt.

Seiltanz mit zunehmender Dramatik

Das blieb Schwaz erspart, woraufhin sich die Silberstädter recht gut organisierten und – ohne selbst allzu gefährlich zu werden – der Austria den Wind aus den Segeln nahmen.
Konkurrent Imst ging derweil im Parallelspiel schon in der fünften Minute in Führung. Die Tiroler hatten Hohenems zu Gast und nach kaum einer halben Stunde abgefertigt – das 3:0 in der 26. Minute war später auch der Endstand im Oberland.

Silberware oder Silber im Endklassement, das würde sich also einzig und allein in Salzburg entscheiden. Wie angekündigt: Maxglan macht den Meister – aber welchen?
Nachdem Savic, zunächst noch vor der Pause, knapp am Führungstor vorbeigeschrammt war und auch bald nach Seitenwechsel den Ball aus spitzem Winkel nicht am konzentrierten Keeper im Schwaz-Kasten vorbeibrachte, ging’s in einem insgesamt schwachen, rein von der riesigen Spannung geprägten Spiel mit dem 0:0 auch in die Schlussphase – und die sollte ihre Tücken bereithalten.

Die schönsten Höhen, die größten Momente im Leben – sollte es da heut’ noch was geben?

Angst vor dem Dunkel des Dramas

Denn es wurde wetterdunkel zum einen, ja: stockdunkel eigentlich, für mit einen der längsten Tage des Jahres – die zwölf Flutlichtmasten standen wie zynisch umher, diese leuchten allenfalls ab August. Die bengalischen Feuer der „Curva Viola“ erhellten die Hütte noch am meisten und wirkten wie Notsignale in dieser Phase. Zum anderen setzte in der Schlussviertelstunde auch noch ein Regenguss ein. Die bedrohlich wirkende Wolkendecke öffnete ihre Schleusen und haute noch einen Faktor rein ins Fernduell, das immer noch – und immer mehr – auf des Messers Schneide stand.
Wer in diesen Minuten Zeit fand, sich an der Gastro für Bier oder Bosna anzustellen, der wusste zu berichten: Die absolute Anspannung, um ehrlich zu sein sogar die Angst ging um in Maxglan. Zwischen Vorder- und Hintermann in der Schlange, aber auch sonst überall – zeitweise hätte man eine Stecknadel fallen gehört, selbst inmitten dieser Mega-Kulisse zwischen Fankurve und Haupttribüne.

Ein Gegentor jetzt, und dein / unser Traum platzt. Diese Gewissheit, dazu die bedrückende Dunkelheit, das nun nasse Terrain, wie gemacht für einen Aufsetzer; und eben noch die „nice“ Info im Hinterkopf: dein Schlussmann hat Angina – mehr kannst du nicht Zittern im kalendarischen Sommer.
Das mintfarben gekleidete Schwaz wirbelte gehörig; begünstigt dadurch, dass alle bis zum Ende mitmachen durften, nachdem Dornauer Gelb-Rot erspart blieb und ihn Coach Güclü prompt für einen Einwechselspieler runternehmen konnte. Drei Hands in der ersten halben Stunde haben die Unparteiischen auch übersehen, was aber alles Randnotiz bleibt, weil der letzte magische Moment dieser Saison einer für uns sein sollte.

Sektöffner Sorda – Macher (s)eines Märchens

Nach Foul an Schwaighofer gab’s Freistoß für die Austria aus sehr guter Position. Knapp 20 Meter die Entfernung und somit eine Sache für den – Teaser: spärlich ausgeschlafenen – Marinko Sorda. Torhüter Lukas Wackerle im Schwaz-Gehäuse muss großen Respekt vor den Zirkelkünsten unseres Spielmachers haben; denn bei Ausführung in der angebrochenen 88. Minute spekulierte der Keeper auf den Ball über die Mauer, machte sich schon mit einem Schritt auf den Weg und verlagerte sein Gewicht. Der raffinierte Sorda visierte aber scharf das verwaiste Tormanneck links an, wo Wackerle nicht mehr hinkam: TOOOR – Ball drin, Ballast weg, Bundesliga vor der Tür!

Dabei blieb’s, die letzten Minuten inklusive Nachspielzeit waren reinste Abwicklungsarbeit und das Herbeisehnen des Platzsturms. Mit dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Stefan Macanovic brachen plangemäß alle Dämme: Umarmung unter Unbekannten, Bussis unter Besties und nebst klassisch bundesdeutschen Bierduschen viel südländischer Style – im Ziel dieses irren Titelrennens zischten Sekt und Champagner wie sonst nur auf dem Podium nach einem Formel-1-Grandprix zu George Bizets Carmen-Intro.
Das Highlight dieses unmittelbaren Titeltreibens dann um exakt 19:05, als die Ultras ein riesiges, die gesamte Fankurve abdeckendes Meister-Transparent vom Tribünendach zappeln ließen: „Trotz all der Widerstände nimmt das Fußballmärchen nie ein Ende“, stand darauf flankierend.

Jetzt heißt’s „Bundesliga, Baby!“ – mit dem Bundesliga-Baby: Denn weil Fußball bei Austria Salzburg Geschichten wie aus dem Märchen schreibt, ist Goldtorschütze Marinko Sorda just am Morgen dieses Meisterspieltags Papa einer kleinen Tochter geworden.
Herzliche Gratulation damit gleich am heute folgenden Vatertag, lieber Marinko! Genieße geruhsame Wochen der Familienzeit, schenk Geborgenheit und übertrag deine unendliche Spielfreude vom Fußballfeld ins Kinderzimmer! Vater unseres Erfolgs, Vater einer Tochter, Vorbild für viele: Marinko Sorda, ein echter Zehner, im Fußball und im Leben.

Mehr können, mehr wollen wir von unserer Seite gar nicht mehr loswerden. Der wunderschönen Jubiläumssaison ist eine vollkommene Wahnsinnssaison gefolgt, die an diesem Pfingstwochenende – schöner als sich so etwas jemals planen, skizzieren oder trainieren lässt – rund geworden ist.
Deshalb nur noch Dieses …

10.5. > 5.10. – Respekt für einen großen Kampf, SC Imst!

„Wir trösten nicht Verlierer“, heißt es in einer Passage des alten Austria-Salzburg-Charthits „Wir sind die Sieger“. Abschließend sei dennoch ein Gedanke ausgedrückt, den wir selbst in diesen freudigen Stunden gerne an unseren unerbittlichen Kontrahenten SC Imst verlieren:

Ihr seid nämlich keine Verlierer, sondern ein gestandener Klub voller Engagement und Herzblut, der diese Regionalliga-Spielzeit besonders gemacht hat. Euch, die ihr uns in einer eminent wichtigen Saison bis zum letzten Spieltag in so einen erbitterten Kampf gezwungen habt, werden wir nie vergessen!
Wir wissen aus leidvoller Erfahrung ganz genau, wie sehr geplatzte Träume neue Energie freisetzen können. Und wir sind sicher:
Wenn ihr euer Ziel irgendwann erreicht, werdet auch ihr noch gerne an die epischen Momente aus 2024/25 zurückdenken und sogar eine schöne Einordnung für das finden, was euch am 10. Mai bei uns in Salzburg widerfahren ist. In diesem Sinne gehören euch unsere letzten Worte, bevor wir uns in die kurze Sommerpause verabschieden und uns dann gen Bundesliga aufmachen dürfen:

Kopf hoch und gemma, Imschter!

Noch einige Eindrücke unseres Meisterstücks >>

Die weiteren Ergebnisse der Schlussrunde:

  • Imst – Hohenems 3:0
  • Reichenau – Kuchl 1:2
  • Wals-Grünau – Dornbirn 6:0
  • Saalfelden – Altach II 2:0
  • Kitzbühel – Bischofshofen 1:3
  • Lauterach – St. Johann 3:0
  • Röthis – Kufstein 5:4
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