Anif away

Ein neues Kapitel mit Anif: Samstag geht’s in Salzburgs grünen Süden

1. August 2019

Eine Spaziergängerin staunte nicht schlecht, als sie im Sommer 2012 bei ihrem Morgenspaziergang in Anif auf zwei Geparden traf. Doch nicht nur die ausgebüxsten Tiere – es war auch sonst einiges los zu dieser Zeit in der 4.200-Seelen-Gemeinde. Genau das wollen wir nochmal beleuchten, bevor es am Samstag auf in eine neue Ära des sportlichen Kräftemessens mit dem örtlichen Fußballverein der Karajan-Gemeinde geht.

„Das Internet vergisst nicht“, heißt es. Nun ja, aber eine Website erfährt halt auch nur so viel, wie ihr die Macher verraten. So gesehen auf der Seite des vormals und nunmehr wieder USK Anif, ligaweit eine der übersichtlichsten Web-Präsenzen aller Klubs: Liebevoll, ausführlich und strukturell sinnvoll gegliedert stellt der Klub hier seine Historie vor, beschreibt von der Nachkriegszeit an all die Höhen und Tiefen, die durchlebt wurden, Eckdaten, Anekdoten, Fotos – alles da, alles in rot-schwarz und das Ganze nicht viel weniger professionell als beim farbgleichen AC Milan.

Bemerkenswert bei alledem, dass einerseits auch formale Eckdaten der Gründerzeit detailgenau aufgeführt werden, zwischenzeitlich aber eine ganz wesentliche Epoche der Geschichte weggelassen wird. Eine, die noch gar nicht so lange zurückliegt und die voller Weichenstellungen für das heutige Bestehen des Klubs ist – „Juristenjahre“ könnte man sie zusammenfassend nennen.

Das (un)vergessene „juristische Fußballmärchen“

Erinnern wir uns: Im Sommer 2012 wurde aus dem USK Anif der FC Liefering, dieser bekam – RB-Anmut hin oder her – das Anifer Aufstiegsrecht für die 2. Bundesliga und durfte eben dorthin aufsteigen. In Anif ging‘s als neuer FC in einer Spielgemeinschaft mit den damaligen, nicht in die bundesweiten Ligen aufstiegsberechtigten RB Juniors weiter. Das ersparte den Speckgürtlern den Start von ganz unten. Spöttisch nannten wir das Konstrukt damals SGRBJFCA, wenn es zu Duellen mit der Austria kam. Die Spielgemeinschaft blieb nur bis 2015 aufrecht, weiter ging es dann nicht als FC, sondern wieder als USK Anif und als solcher schreibt man seither auch wieder mit Feuereifer an der Vereinsgeschichte weiter.

Jetzt, einige Jahre nach diesen Vorgängen, steht der USK Anif gewissermaßen mit dem besten aus allen Welten, und der Rest der aufmerksamen Fußballwelt immer noch mit vielen Fragen da: Dank der damaligen Spielgemeinschaft als Fangnetz befindet sich Anif in Sphären, in denen man sich selbst gerne sieht bzw. die den eigenen Minimalanforderungen gerade so entsprechen. Tja, und das an sich ja 2012 an Liefering abgetretene Aufstiegsrecht soll den Rot-Schwarzen jetzt im Fall der Fälle auch zuteilwerden – dank wen oder was auch immer.

Sportliche Ausrufezeichen und neuer Scheideweg

Es soll tatsächlich nur an Dingen der Infrastruktur gelegen sein, konkret am fehlenden Flutlicht, weshalb Anif erst gar nicht um eine Lizenz angesucht hat. Sportlich konnten in einer zweiten Ära unter Trainer Tom Hofer, den es nach seiner ersten Amtszeit in Anif ja mit dem damaligen Co-Trainer Christian Schaider zur Austria zog, neue Erfolge verbucht werden. 2018 wurde man Meister in der Regionalliga West, die vergangene Saison beendete Anif als beste Salzburger Mannschaft auf dem dritten Platz.

Letztlich sahen sich viele ambitionierte Kicker dennoch in Perspektivlosigkeit gefangen und wechselten den Verein. Frühzeitig wurde der neuerliche Abschied von Trainer Hofer bekannt. Nutznießer der jüngsten Spielerabwanderung, die folgte, ist neben dem SAK, wo beispielsweise Ex-Austrianer Simon Sommer gelandet ist, erneut die Austria.

Als 2012 schon ganze Mannschaftsteile Anifs, rund um Stefan Ebner, René Zia und eben Simon Sommer zur Austria gewechselt sind, zählten die Violetten schnell zu den Spitzenteams der Regionalliga. Mit Marinko Sorda und Marco Hödl, der zuletzt noch in Klagenfurt Station machte, scheint auch die nächste Welle Ex-Anifer eine zu sein, die uns sehr weiterhelfen kann.

Starke Anifer erwartet

Die sportliche Konstanz, die Anif unterdessen stets auf den Platz bringen konnte, weiß zu beeindrucken. Mit Raphael Ikache konnte man sich frühzeitig einen neuen, überaus charismatischen und vor allem erfolgreichen Trainernachfolger sichern – 2018 feierte der Mittdreißiger, im Zivilberuf Volksschullehrer, einen Aufstieg mit Siezenheim.

Auch der Start in diese Saison war äußert verheißungsvoll, lag man doch beim mächtig aufgerüsteten SAK im Nonntal bis kurz vor Schluss mit 4:1 voran. Nach einem nicht mehr für möglich gehaltenen Jukic-Hattrick musste man sich aber mit nur einem Punkt begnügen und geht jetzt bestimmt umso motivierter ins erste Heimspiel dieser packenden, neuen Serie.

Darauf stellt sich jedenfalls unser Trainer ein, der trotz seiner Ansage, zur Heimmacht werden zu wollen, natürlich auch in der Fremde jeden Zähler akribisch anpeilt: „Mit Anif haben wir einen starken Gegner, der uns alles abverlangen wird. Wir werden trotzdem versuchen, unser Spiel durchzubringen“, so Schaider im Vorfeld dieser Partie. Bei den Trainings am Donnerstag und Freitag widmen sich die Violetten taktischen Dingen, man möchte sich in den Tagen vor diesem schwierigen Spiel entsprechend auf den Gegner einstellen.

Einstellen müssen wir uns leider auch auf den Ausfall von Lukas Marasek, nachdem er ja vorige Woche nach nur einer guten halben Stunde verletzt raus musste. Unser Neuzugang wurde am Donnerstag untersucht, auf genauere Aufschlüsse über den Zustand seines Knies warten wir zur Stunde aber noch.

Auf also nach Anif! Knüpfen wir nahtlos an unseren tollen Saisonstart an und schlagen wir am Samstag um 17:00 Uhr ein neues Kapitel heißer Duelle gegen die Klubs aus dem südlichen Speckgürtel unserer Stadt auf. Der Liga-Auftakt ließ es schon erahnen: Bestimmt findet sich nicht nur im hübsch auffrisierten Vereinslebenslauf, sondern auch in der Anifer Abwehr die eine oder andere Lücke, in die es sich lohnt, etwas tiefer einzudringen.

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