Friday, I’m in Love: Der 7. Oktober 2005

7. Oktober 2025

Heute vor 20 Jahren war gewissermaßen der „Ostersonntag“ der Salzburger Fußballkultur: Dass wir – an diesem Tag ganz besonders – die Wiederauferstehung unserer Austria feiern dürfen, verdanken wir aber nicht dem Fußballgott, sondern vehementen Violetten, die ihren Klub nicht sterben ließen …
Zwei Jahrzehnte Fußball unter Federführung von Fans, zwei Jahrzehnte außergewöhnliche Austria-Ära, deren Nahtstelle zur vorangegangen Vereinsgeschichte Teil der Identität wurde. Wir haben mit dem ersten Obmann dieser emotionalen Epoche gesprochen, uns über das violette Einst und Jetzt unterhalten und ihn gefragt, wie ihm die Ausgestaltung des Vereins heute gefällt.

Wir wollten doch über diese speziellen Monate im Jahr 2005 plaudern, die sich heuer zum zwanzigsten Mal jähren. Doch wir brauchten eine Weile, ehe wir die Zeitmaschine angeworfen bekamen am Mittwochmorgen. Denn Moritz Grobovschek ist mittendrin im Gegenwärtigen, lebt Austria Salzburg auch 2025. Er hat immer noch Ideen, Meinung, kümmert sich um Dasein und Gestalt jenes wunderbaren Sportvereins, dem er vorstand als die meisten ihn tot sahen.

Stilles Gedenken in der „toten Zeit“, wie hier beim – Achtung, Ambivalenz im folgenden Begriff – Abrissfest des Lehener Stadions am grautrüben Sonntag des 20. November 2005. Neue Blütezeiten waren zwar geplant, aber zu diesem Zeitpunkt mehr als ungewiss.

Piesendorf e basta!

Moritz freut sich über den Status quo unserer „alten Dame“, die er vor 20 Jahren nochmal als „Baby“ auf den Weg bringen musste, durfte. „Bei aller Liebe zu romantischen Dorfplätzen – man kann nach Piesendorf fahren – aber es ist jetzt genug damit“, zieht der Betriebswirt zielsicher einen Strich unter das, was zum Großteil drinsteckte in den letzten beiden Jahrzehnten. Wissend, dass alles weiter ausbaufähig ist, lobt er den jetzigen Organisationsgrad und zeichnet manches Chaos nach, das auch in der „Neuzeit“ noch eingetreten und inzwischen eben ausgemerzt ist.

Seine Funktion legte der erste Austria-Obmann nach dem beispiellosen Einschnitt vor 20 Jahren im Februar 2008 zurück – eine vergleichsweise kurze Amtszeit, die alleine aber nicht das Wirken von Moritz Grobovschek beschreibt. Denn anders als sein unmittelbarer Nachfolger Gernot Blaikner, dessen Antrittsversprechen eines Wachküssens der Wirtschaft zugunsten der Austria nicht gänzlich eingelöst werden konnte, ist die Verbundenheit unseres Pioniers zur Austria schon aus jenem Grund eine unvergleichliche:

Zwei der frühen Legenden, von deren Brust schon bald wieder unser schönes Vereinswappen blinzelte: Milan Pavlovic und Didi Emich.

Das Wappen des Westens

Ehe andere auf die Idee gekommen wären in dieser turbulenten Zeit, sicherte sich Moritz im Sommer 2005 die Markenrechte auf „Sportverein Austria Salzburg“, um sie fortan dem Verein zu überlassen. Den Gang zum Patentamt mit mäßigem Optimismus angetreten, war der Zweck des Ganzen zu dem Zeitpunkt selbst ihm noch nicht ganz klar: Würde auch der Erfolgsfall auf Amtswegen nur ein formal bescheinigtes, nettes Andenken an eine schöne Zeit bedeuten?

Mit der Initiative Violett-Weiß, jenem Zusammenschluss von Fanclubs und Alt-Austrianern mit dem Ziel, die Vereinsidentität unter RB-Regentschaft zu erhalten, ging Grobovschek allmählich die Geduld flöten. Noch heute fragt er sich, von welcher Seite deren Sprecher Stephan Huber eingesetzt wurde – davor und danach hörte man tatsächlich nichts von diesem Mann.

Als es tatsächlich zur Wiederauferstehung kam, waren die Protagonisten auch heute bekannte bzw. unvergessene Gesichter – hier beim „Violetten Vorspiel“ am letzten Märztag 2006 in Itzling.

Agressive Lila?

In Erinnerung geblieben sind skurrile Gesprächsrunden unter anderem mit Dany Bahar von RB-Seite. Violett sei eine „aggressive Farbe“, wurde man da belehrt, wie Moritz uns erzählt – und als Grobovschek dennoch violett an einem „materialistischen Spielzeug“ von Mateschitz ausmachte, wie er aus seiner Erinnerung amüsant abstrahiert, drehte sich die Debatte eine Zeitlang um die genaue Benennung besagten Farbtons am Dosenflugzeug. Kleinklein, das sehr gut erahnen lässt, wie es zum medienöffentlichen „Endergebnis“ dieses Hickhacks gekommen sein muss, zum Letztangebot: Violette Tormannstutzen und Ausrüsterlogo in dezentem Klecks „viola“.

Im Nachhinein irgendwann anekdotisch, bedauert Grobovschek nur, dass sich alles viel zu lange hingezogen hat. Unter der Moritz’ Eindruck nach übermäßig glorifizierten „IVW“ versandeten die Anliegen immer mehr – die Initiative in unserem Sinne, bald schon eher eine Bremse. Erst die großen Fanclubs hauten auf den Tisch und setzen dem Festhalten einer Hoffnung, die keine mehr war, im September 2005 endlich ein Ende.

Transparente im April 2005 – es sollte ein kleines bisschen anders kommen: Didi wurde nicht unsterblich, die Austria aber darf weiter darauf hinarbeiten.

Juristisches Juwel

Schlussbotschaft an Kleßheim am Sonntag, den 18. September: „Die Austria wird euch alle überleben!“ Loyaler Rest violetter Verbündeter klein aber einig: Juristischer Akt Vereinsgründung, „Wiederauferstehung“, wie unser nunmehriger Obmann David Rettenbacher pathetisch-korrekt zu sagen zulässt, formal besiegelt mit Datum Freitag, 7. Oktober 2005. Geneigtem Urgestein aus Kreisen unserer helfenden Hände war dieser Anlass glatt die Bestellung seiner Wunschrufnummer wert, wir alle haben’s in einen Gassenschlager-Chant gebrüllt: „Damals war’s für uns zu Ende, wir wollten keine Bullen sein – doch es dauerte nicht mal ein Jahr, dann war die Austria wieder da“.

Rückblickend betrachtet hätte man unter Umständen noch früher einen Fuß in den eigenständigen Spielbetrieb setzen können. Die Überbrückung mehrerer „toter Monate“ war herausfordernd und eine Bedrohung für sich, sollte aber wie erwiesen gut gelingen.

Die Viola-Party in Abersee anlässlich Schützeis 50. Geburtstag war eine willkommene Gelegenheit zur Zusammenkunft in den „toten Monaten“. Sechs Tage später kam das „Gründungspapier“.

Wie gut, dass auf dem Patentamt alles wie geschmiert lief. Jetzt war klar, dass die Wortbildmarke „SV Austria Salzburg“ eine größere Tragweite bekommen würde, weit über die Liebhaberstube von Moritz Grobovschek hinaus. Verblüffend friktionsfrei, der Weg zu diesem Bescheid: Welcher Klub sonst hätte bereits vor seiner Übernahme seine Identität soweit verwürfelt, dass in so einer Sache kein Raum für Einwände ist – sie hatte echt auch ihre Mankos, die „gute alte Austria“.

Schöne neue Austria

Die „neue“ zwischendurch auch, wie schon angeklungen – die größten vor rund zehn Jahren, wie auch Grobovschek ausmacht. Heute kämpft er wie eh und je für die Ecken und Kanten unseres Vereins, wehrt sich gegen Kritiklosigkeit just in einer Phase, in der er selbst weitenteils lobende Worte für unser aller Erbe findet: „Die Stars bei der Austria sind die Anhänger“, das müssen sich alle bewusstmachen.

Das knisternde Verhältnis zwischen den maßgebenden Fanclubs empfindet er heute als gesunde Reibung. Er schildert die klassischen Konfliktlinien, die gerne zwischen Unione und TGS vorgebracht werden: Da der Kojote, der nicht immer laut genug mitsingt, dort der Mozartkopf die Nuance zu monoton, auf Teufel komm raus, aber nicht aufs Spielgeschehen bezogen. Die Prise England inmitten der Inspiration aus Italien am gemütlichen Treffpunkt Österreich – dieses Gemisch findet sich auf der Kurve heute ansehnlich ausgewogen zusammen, lobt Grobovschek in diesem Atemzug auch die junge Fraternité, die sich um die Aktivitäten in Austrias Fanszene in den letzten Jahren verdient gemacht hat.

Die erste Mitgliederversammlung dieser besonderen Zeit in den Brauereigewölben in Obertrum.

Intimus will Infos

Karten kann sich Moritz immer sicher sein, ein paar Leiberl bekommt er auch für seine Verdienste um das ehrenwerte Wappen des Westens, erzählt er zufrieden. Und: Informationen – speziell in Zusammenhang mit Getränkepartnern – will er, um aus seinem beruflichen Know-how heraus nur die besten Kooperationen für unseren Verein sicherzustellen.

Doch so einträchtig wollen wir nicht schließen, wenn wir uns mit einem aus dem „Violet Circle“ unterhalten, dem die Austria auf so besondere Weise seinen kritischen Geist verdankt. Wir fragen den gebürtigen Grazer, der mit drei nach Salzburg kam und in seinen frühen Dreißigern den Fortbestand der Austria gesichert hat: Was ist auch heute noch nicht gut genug, wobei müssen wir Violett noch verbessern?

„Wir sind oft zu inhaltslos. Es gibt Themen, da müssen wir den Ball aufnehmen und dürfen uns nicht auf den Kopf …“ Gesagt in zwei Worten, über die wir nachdenken dürfen, die wir immer wieder frisch ausgestalten und die uns prägen sollen als Austria Salzburg:

„Niemals aufgeben!“

Text & Fotos: Christoph Fazekas

Bonus-Leckerbissen vom ORF: „Wie bitte?“

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