Obmann Windischbauer: „Volle Kraft voraus!“
30. Mai 2012

Obmann Walter Windischbauer im Interview zum Saisonabschluss und zur aktuellen Situation bei der Salzburger Austria nach dem Rücktritt von Peter Mayer aus dem Austria-Vorstand.Walter, vor ein paar Tagen ist die Saison 2011/2012 zu Ende gegangen. Wie sieht die Bilanz des Obmannes aus?

Ich meine, dass man auf allen 3 Ebenen (sportlich, wirtschaftlich und infrastrukturell) eine durchwachsene Bilanz ziehen muss.
Sportlich können wir auf der Haben-Seite den Titel bei den Hallen-Landesmeisterschaften, den SFV-Cupsieg und die Tatsache verbuchen, dass wir schon nach wenigen Runden im Frühjahr mit dem Abstieg überhaupt nichts mehr zu tun hatten. Mit dem neuen Trainerteam ist ja in der Winterpause sofort neuer Schwung eingekehrt. Bei einigen Spielen im Frühjahr konnte man ihre Handschrift und eine deutliche Verbesserung unserer Spielweise gegenüber dem Herbst schon klar erkennen. Allerdings: Nach Platz 5 mit der Kampfmannschaft in unserer 1.Regionalliga-Saison waren unsere Erwartungen höher gesteckt als Platz 8, den wir schließlich erreicht haben. Bei einer sportlichen Bilanz darf aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass wir bei den Nachwuchsmannschaften, insbesd. im Bereich der U10, der U11 und der U15 kurz vor Saisonschluss noch kräftig um den Titel mitmischen.
Wirtschaftlich ist es uns gelungen, die Einnahmen aus Sponsorengeldern in der Saison 2011/2012 gegenüber der Vorsaison erheblich zu steigern. Ich freue mich, mitteilen zu können, dass wir soeben die Zusammenarbeit mit unserem Hauptsponsor Myphone Austria  für die kommende Saison verlängern. Erfreulicherweise hat die Stadt Salzburg unsere hervorragende Jugendarbeit nicht nur ideell, sondern auch materiell mit einer Förderung von € 30.000.- anerkannt.  Allerdings sind wir mit dem Zuschauerzuspruch nicht ganz zufrieden. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass schon relativ früh klar war, dass wir jedenfalls im Mittelfeld der Tabelle landen werden.
Was die Infrastruktur betrifft, verstehe ich voll und ganz, dass manche unserer Anhänger ungeduldig sind und mehr Informationen wünschen. Ihnen muss ich aber entgegenzuhalten, dass ein Bauprojekt mit einem Kostenvolumen von mehreren Millionen Euro auch planerisch anders zu behandeln ist als die Errichtung eines Würstelstandes. Wenn die maßgeblichen Politiker und strategische Partner aus der Wirtschaft mit uns vereinbaren, dass vorab keine Informationen hinausgehen, dann halten wir uns daran. Dass eine zu rasche Veröffentlichung von Plänen kontraproduktiv wirkt, mussten wir alle im vergangenen Jahr erleben. Mein und unser Ziel besteht nach wie vor darin, dass wir dann, wenn wir sportlich und wirtschaftlich so weit sind, auch die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung haben.

Die heurige Regionalliga-Saison hat auch sportpolitisch für viel Zündstoff gesorgt. Stichwort Tirol, Stichwort RedBull/Anif.

Mittlerweile ist wirklich jedem Sportinteressierten klargeworden, dass es tirol-spezifische Probleme waren, die den dortigen Verband zu einer Aufkündigung der Regionalliga-West-Vereinbarung veranlasst haben. Die Argumente mit den wenigen Derbies und den hohen Fahrtkosten kann man allerdings als Salzburger nicht nachvollziehen. Hier gleicht sich doch über die Jahre alles aus. Ich kann mich gut an Zeiten erinnern, in denen zwei, drei Salzburger Vereine einer quantitativen Übermacht aus Tirol und Vorarlberg gegenüberstanden. Auch hier gab es Probleme, aber keinem Salzburger Verein wäre es eingefallen, deswegen die Liga insgesamt in Frage zu stellen. Mit der Kündigung der Regionalligavereinbarung durch den TFV ist allerdings eine längst fällige Diskussion zwischen dem ÖFB einerseits und der Bundesliga andererseits aufgeflammt. Immer lauter werden die Stimmen, die eine – auch aus unserer Sicht überaus sinnvolle – Aufstockung der zweithöchsten Spielklasse auf 16 Vereine fordern. Laut Regionalliga-West-Vereinbarung gilt die nun ausgesprochene Kündigung mit Ende der übernächsten Saison. Wenn ich nun aber höre, dass der Tiroler Verband erst am 13.Juni über die Anträge auf straflosen Nicht-Aufstieg von Reichenau und Imst in die RLW und den freiwilligen Abstieg von Union Innsbruck aus der RLW entscheiden wird,  dann sage ich, dass so etwas katastrophal ist,  für die Liga, für den Fußball und den Sport insgesamt. Als Jurist bin ich strikt dagegen,  sportliche Fragen mit juristischen Mitteln, Tricks und Kniffen „am grünen Tisch“ lösen zu wollen.
Genausowenig Verständnis habe ich für das Ansinnen eines großen Getränkekonzerns, Lizenzen zu kaufen oder neudeutsch, andere „juristische Hüllen“ zu erwerben.
Ich erinnere mich noch genau daran, dass vor einigen Jahren der Vertreter dieses Konzerns in den Gremien der Bundesliga bzw. des ÖFB dem damaligen Antrag zugestimmt hat, dass die 2. Mannschaften der Bundesligaklubs nicht mehr in der zweithöchsten Spielklasse spielen dürfen. Unmittelbar danach begann der Versuch, diese Entscheidung dadurch „rückgängig“ zu machen bzw. zu umgehen, dass man in ganz Österreich marode Vereine gesucht hat, die einem Lizenzschacher zugestimmt hätten. Und nun wurde eine Variante mit Anif gefunden, über die die ganze Fußballöffentlichkeit den Kopf schüttelt. Doch Kopf schütteln allein wird zu wenig sein. Vor den Gremien des ÖFB steht die Aufgabe, Statutentricksereien zu unterbinden, wenn man eklatante Wettbewerbsverzerrungen vermeiden möchte.

Mancherorts wurde gesagt, die Spiele gegen Austria Salzburg seien wegen der hohen Sicherheitsaufwändungen unfinanzierbar.

Nochmals, die wahren Probleme in Tirol waren hausgemacht. Ich empfehle jedem unserer kommenden Gastgeber, Kontakt mit dem FC Dornbirn oder dem TSV Neumarkt aufzunehmen, um nur 2 Beispiele herauszugreifen. Dort freut man sich auf die Austria und ihre vielen Fans und heißt uns herzlich willkommen. Entsprechend unproblematisch verlaufen dann auch die Spiele. Dennoch möchte ich nicht verschweigen, dass es auch in dieser Saison da und dort Probleme gegeben hat. Die Attacke auf den ORF-Kameramann hat körperlich dem Opfer, ideell aber v.a. uns, der Austria geschadet. Glücklicherweise konnte der Täter mittlerweile ausgeforscht werden. Das gegen ihn verhängte Stadionverbot wird ihn von den zu erwartenden Strafen aber wohl noch am wenigsten belasten, weil er – wie ich höre – ohnehin noch nie bei uns im Stadion war. Jeder Becher- und jeder Böllerwurf schadet uns, auch materiell durch die Geldstrafen des Verbandes. Ich bin sicher, dass unsere wirklichen Fans und die Fanklubs selbst gegen solche Leute stärker als bisher vorgehen werden.

Genug über die Vergangenheit gesprochen, was kann man schon jetzt über die Planungen der Austria für die nächste Saison verraten?

Sicherlich steht die Austria an einem Scheideweg. Nach 4 Aufstiegen und den Plätzen 5 und 8 in der Regionalliga stand vor dem Vorstand in den letzten Wochen die schwierige Frage, ob wir uns in den kommenden 2-3 Jahren ambitioniert in Richtung Spitzenplätze und baldige Rückkehr in den Profibereich orientieren sollten oder nicht. Stillstand im Fußball bedeutet nach meiner Ansicht Rückschritt. Eine Konsolidierung z.B. im Mittelfeld oder im hinteren Drittel der Liga (und das wäre die andere Alternative gewesen) hätte nach meinem Dafürhalten einen Rückgang der Zuschauerzahlen, ein schwindendes Medieninteresse, eine Zurückhaltung der Sponsoren und eine zumindest zeitliche Verschiebung der Lösung unserer Spielstättenprobleme bewirkt. Wir haben diese – wenn man so will – „Grundsatzfrage“ – im Sinn eines ambitionierten Anpackens entschieden. Peter Mayer, dem ich auch an dieser Stelle herzlich für die mehrmonatige intensive Zusammenarbeit im Vorstand danke, hat erklärt, dass der diesbezüglich gefasste Beschluss von ihm nicht mitgetragen kann und er aufgrund einiger grundlegender Auffassungsunterschiede seine Funktion zurücklegt. Natürlich ist dieser Entschluss – so bedauerlich er ist – zu respektieren.  

In der vergangenen Saison haben unsere sportliche Leitung und unser Trainerteam gesehen, wo personell Verbesserungsbedarf besteht. Zum Zeitpunkt dieses Interviews haben 9 Spieler ihre Verträge verlängert, mindestens 7 Spieler werden uns verlassen. Die Verhandlungen mit einigen Spielern aus dem jetzigen Kader und den geplanten Verstärkungen befinden sich alle in der Endphase und ich bin sicher, dass wir schon in wenigen Tagen vermelden können, wer in der kommenden Saison für violett-weiß auflaufen wird und wie wir uns verstärkt haben.
Bei manchen der Gespräche mit bisherigen Spielern und möglichen Neuverpflichtungen war ich dabei. Dabei konnte ich mich jedes Mal davon überzeugen, wie stark das Feuer der Austria bei sportlicher Leitung und Trainerteam lodert. Daher bin ich felsenfest davon überzeugt, dass wir – wenn nicht im nächsten –  dann im übernächsten Jahr oder dem Jahr danach, einen weiteren Angriff Richtung Profifussball erfolgreich anpacken können.

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