Sport und „Kultur“, BSK pur: Drei Punkte von Freiluftbühne Bischofshofen mitgenommen

10. August 2024

Vielleicht – so jedenfalls die Hoffnung vieler unserer Fans – war’s unser letztes Gastspiel in Bischofshofen für längere Zeit. Sollte dem so sein, dann bot dieser Freitagabend zum Abschluss nochmal ein Potpourri von allem, was unser BSK-„Erlebnis“ in den letzten Jahren ausgemacht hat – all die Freuden und den Jubel, all die Skurrilitäten, Erschwernisse und Begleiterscheinungen, an einem Abend nochmal im Schnelldurchlauf.

Beim ersten Bischofshofener Doppelpass am Freitagabend standen wir Violette gleich einmal recht verdutzt da, wussten gar nicht recht, wie uns geschieht. Dabei sind wir noch nicht einmal in der blassen ersten Halbzeit, meinen vielmehr den ersten fiesen „Diagonalball“, noch vor Anpfiff. Dieser ging rüber von Ecke Eingang zu Patrick Reiter, der vor der Haupttribüne ein paar Smalltalks führte.
Der vom Veranstalter bestellte Sicherheitsdienst kam – offenbar recht spontan, jedenfalls nicht vorab angekündigt – auf den grotesken Einfall, der Idylle des lauen Sommerabends früh etwas entgegenzusetzen indem man dem zahlreich mitgereisten Austria-Anhang den Zutritt mit Fahnen und Trommeln verbietet.

Reiter, als dieser daraufhin mit der „originellen“ Linie der – dem Bestellerprinzip nach immerhin seiner – seriösen Sicherheitsleute konfrontiert wurde, distanzierte sich von deren vorabendlicher Ideenschmiede zwar, Fremdscham oder Handlungsveranlassung ortete man bei ihm aber keine – bemerkenswerte Zurückhaltung bei einem, den man landauf, landab als „BSK-Macher“ vorgestellt bekommt.
Vernunft ließ erst die Polizei einkehren, szenekundige Beamte „overrulten“ die absurden Anweisungen des schikanös agierenden Sicherheitsdienstes.

Heiterkeit vor dem Spiel: BSK-Boss Patrick Reiter mit Claus Salzmann und dem früheren ASKÖ-Vorsitzenden Gerhard Schmidt

Launiger Leckerbissen: B’hofen eröffnet das „Buffet“

Offiziell 550 Zuschauer nutzten den herrlichen Augustabend für ihren sportlichen Sommernachtstraum und starteten mit einem regionalen Fußballleckerbissen ins Wochenende, der sie nicht enttäuschen sollte. Denn um 19 Uhr begann ein über die volle Spielzeit intensives Match, rassig und phasenweise je nach Mannschaft immer auch mit richtig Klasse, wie sie auf die oberen Tabellenregionen hinweist.

Die längste solche „Klassephase“ gehörte den Hausherren. Die Bischofshofener waren mit der favorisierten Austria in allen Belangen (mindestens) ebenbürtig, wobei die Gastmannschaft in Halbzeit eins kaum einen Fuß auf den Pongauer Boden bekam. Während unsererseits ein Drehschuss von Gvozdjar als einzig nennenswerte Notiz der ersten 45 Minuten steht, erzeugte der BSK stets den Anschein, dass die Führung nur eine Frage der Zeit sei. Trainer Thomas Schnöll ersehnte den Moment herbei, aus erhabener Hintertorposition einen Treffer seiner Mannen miterleben zu können, nachdem ihn der Schiedsrichter früh und doch recht kleinlich seiner Coachingzone verwiesen hatte.

Ehre wem Ehre gebührt beim Anstoß: Über den früheren ASKÖ-Vorsitzenden Gerhard Schmidt wissen sowohl Austria Salzburg als auch der Bischofshofener SK nur das Beste zu erzählen.

Klasse-Köpfchen folgt erbarmungslose Effizienz

Etliche Male kamen die Hausherren, vor allem über die linke Seite, durch; ebenso häufig schrammte ein potentieller Vollstrecker knapp am Torerfolg vorbei. Rechtzeitig vor der Halbzeitpause konnten sich die starken Pongauer aber belohnen: Eine Maßflanke erreichte im Zentrum den sträflich alleine gelassenen Ukrainer Bohdan Kuksenko, der die Aktion in perfekter Goalgetter-Manier zu Ende brachte und wie aus einem Guss zum hochverdienten 1:0 einköpfelte.

In der zweiten Halbzeit ging es dann zum Glück nur noch ein paar Minuten in dieser Tonart weiter, sehr bald schlug die Austria zurück – und sie tat dies mit meisterlicher Effizienz: Zuerst wollte Zottl in einem kleinen Gestocher einfach nicht lockerlassen, hatte Pech, dass die Stange seinen unermüdlichen Einsatz nicht gleich mit einem Tor belohnte. Doch die zweite der darauf folgenden Ecken honorierte das Aufwachen der Austria, präzise hereingebracht war’s letztlich ein Eigentor zum 1:1 (54.).

Musste ein paarmal mehr anziehen diesmal, zündete aber wieder den Turbo: Marinko Sorda.

Dämmert’s bald? Es ist Nacht, die Austria erwacht!

Das Spiel blieb kompliziert, die Austria musste gehörig auf der Hut sein gegen weiter hochengagierte Bischofshofener, die Violetten waren jetzt aber gut im Spiel und hatten ihre beste Phase. Nicht mehr seinen besten Platz hatte fortan Daniel Burgstaller: Unser Teamkoordinator hatte sich zuerst ganz sachlich, dann weiterhin sachlich und mit etwas mehr Nachdruck dafür eingesetzt, dass man doch das Flutlicht einschalten möge, nachdem vor Ort noch niemandem gedämmert war, dass es dämmrig wurde an Position 47° 25‘ 1.92 N 13° 13‘ 9.84 E unserer schönen Erde.

Unsere Fußballwelt sollte hier aber bald schon in hellem Lichte erstrahlen. Für seine banale Erkenntnis erfuhr Burgstaller zwar Bestrafung, die von ihm geforderten Maßnahmen wurden aber ergriffen, teils gar übererfüllt – schnell leuchteten acht Flutlichtmasten und, so die Offiziellen richtig gezählt haben, ebenso viele Freudenfeuer der mitgereisten Fans. Nicht richtig mitgezählt hat der Spielleiter beim Stufenplan des SFV. Da nahm Manuel Baumann zwei der vier Stufen gleichmal in einem, womit er wenig später mit den 22 Akteuren vollkommen unnötig in eine zehnminütige Spielunterbrechung stolperte.

Wenn’s dunkel wird: Fleißige Pongauer müssen sich hinlegen, die Austria übernahm die Spätschicht bei diesem Freitagsspiel – hocheffizient und um ein glückliches Tor produktiver.

Stufenplan oder Treppenwitz? Protokoll-Panne und der Ruf nach Augenmaß

Diesem bizarren Prozedere vorausgegangen war die spielentscheidende Szene, die – wie die Videobilder belegen und auch wir fairerweise einräumen müssen – der Schiedsrichter ebenfalls falsch entschieden hat. Im Getümmel vor dem Tor ist den Unparteiischen entgangen, dass der BSK-Schlussmann im Fünfmeterraum unterlaufen und behindert wurde, als dieser eine Volkert-Freistoßflanke wegboxen wollte. Die Fehlentscheidung schmeichelt in dem Fall uns und schreibt die nette Geschichte: „Kahrimanovic trifft, Kahrimanovic geschlagen“ – denn die abspringende Frucht aus nicht abgepfiffener Situation donnerte unser Neuzugang Denis Kahrimanovic ins Tor von BSK-Nachnamensvetter Mirel.

Die darauffolgende, schon angesprochene Spielunterbrechung reiht sich in die Fehlerkette von Manuel Baumann an diesem Abend. Nach übersprungener Stufe sofort Punkt drei des Vierstufenplans zu bemühen – ein Treppenwitz angesichts der Tatsache, dass dieser laut festgeschriebenem SFV-Regular nur zur Anwendung zu kommen hat, wenn es sich um „das Spiel eindeutig störende Pyrotechnik“ handelt, die zudem „trotz Durchsage und Unterbrechung anhält“. Nun: Ein paar Blinker waren noch da um den Torerfolg zu feiern, jedwede sichteinschränkenden Rauchschaden zogen erst gar nicht aufs Spielfeld und die Unterbrechung nach dem Tor dauerte ohnehin ungemein lang, allein schon ob der Behandlung des BSK-Torhüters, der im Anschluss an diese Schlüsselszene ausgewechselt werden musste.

Wo bleibt sie denn nur, die Fehlerkultur?

Als es kurz vor 21 Uhr weiterging, blieben dem BSK noch rund sechs Minuten regulär, plus eine achtminütige Nachspielzeit, der wiederum ein paar Minütchen angehängt wurden, da’s nun recht zäh dem Ende zu ging. Unsere Mannschaft drehte an der Uhr, während es dem BSK nach kräftezehrendem Spiel an die Substanz gegangen war. Mitspieler halfen einander um Krämpfe zu lösen.

Letztlich war aber dieser zuvor so intensiven Partie nach der Unterbrechung der Stecker gezogen. Die Austria ist spät aber doch aufgewacht, hat mit Fortdauer doch noch passabel ins Spiel gefunden und geht als überaus glücklicher Sieger vom Platz. Emotion und Enttäuschung des BSK sind absolut nachvollziehbar, zumal wir selbst reichlich Spiele im Gedächtnis haben, bei denen uns Fehlentscheidungen Punkte gekostet haben.
Für uns nicht mehr plausibel und bestimmt auch nicht professionell ist einzig deren Reaktion im offiziellen Statement, wo uns „der Support der Schiris“ zugeschrieben wurde, den wir genutzt hätten.

Einzig dieser Support hat die Austria zum Sieg getrieben, einmal mit dem Glück auf unserer Seite.

Gesundem Sportsgeist, dem sportsmännischem Miteinander und einer reifen Einordnung dessen, was in 90 hektischen Minuten und noch viel mehr Momenten, die bewertet werden wollen passiert, hat der Videobeweis mit seinem Anspruch auf möglichst Fehlerfreiheit offenbar einen Bärendienst erwiesen.
Ganz objektiv sei dazu abschließend übrigens hervorgehoben, dass Schiedsrichter Manuel Baumann an einem schwierigen Abend zwar alles andere als fehlerfrei agiert, das gelobte Protokoll überzogen zitiert, aber keineswegs alles falsch gemacht hat.

Zusammen zulassen: Elektrisierende Emotion und nüchterner Nachgang

Denn dass der Mann den Mumm hat, sich nach dem Spiel, einer frischen Dusche und einigen Minuten Abkühlung vor die Kamera zu stellen, ganz nüchtern mit uns über das Geschehene zu sprechen, seine Sichtweise auf Situationen zu deklarieren, das vielbemühte Protokoll mit seinem Kenntnisstand durchzubesprechen – all das zeugt von Respekt, allen Beteiligten gegenüber, von bestem Wissen und Gewissen, redlichster Absicht, sportlichem Miteinander, auf das die Schiedsrichterfamilie ja stets auch großen Wert legt.
Kurzum: Das Verhalten Baumanns im Nachgang, es zeugt vom Allerbesten, womit uns die junge Schiedsrichtergeneration begeistern kann. Sie begeistert uns nicht technisch, sondern auch 2024 weiter menschlich!

Wir selbst wissen, dass wir die volle Punkteausbeute in dieser Runde nicht zuletzt dem Momentum einer Fehlentscheidung verdanken – umso mehr laden wir alle ein, so damit umzugehen, wie auch wir das zwangsläufig immer wieder mussten: Go on with it!

Ein letztes Mal noch rund um diesen Spieltag gabeln wir das Thema „Videoüberwachung“ auf – wenngleich nicht mehr so charmant in Persona Ilker, wie in der Vorberichterstattung.

Fußball für Fortschritt: Let’s get better!

Wenn sich alle so großartig an die Aufarbeitung dieses rassigen Fußballabends machen wie Schiedsrichter Manuel Baumann, dann ist der Weg für Verbesserung vielerorts geebnet:

  • Dann stehen im Bischofshofener Gästesektor bei derlei Besucherfrequenz vielleicht bald schon mehr als nur zwei mobile Toiletten.
  • Dann gibt’s vielleicht auch mal mehr als das wohl kargste Gastro-Angebot der Liga, welches nach gut einer halben Stunde schon komplett dicht machen muss.
  • Dann weiß die eine Hand vor der Haupttribüne, was die andere am Eingang tut und stellt notfalls auch klar, dass Fahnen und Trommeln zum Grundutensil von Fußballfans gehören.
  • Dann summen irgendwann vielleicht nicht mehr provokant zwei Drohnen der Staatsgewalt in der Luft, die als einzige den klaren Blick zum Himmel trüben, wo die Perseiden das viel schönere Schauspiel der Sternschnuppen anbieten.
  • Dann verstehen alle am Ende einer Woche, in der ganz anderer Schatten auf Veranstaltungen in diesem Land lag endlich, dass Fußballfans keine Verbrecher sind und man die Ressourcen des Steuerzahlers dort einsetzen sollte, wo wirklich Unbehagen auftritt, das Bürgerinnen und Bürgern Sorge bereitet.

Ja, und unsere Violetten, die können’s bestimmt auch noch viel, viel besser!

Bischofshofener SK – SV Austria Salzburg 1:2 (1:0)
Kuksenko (43.); Kircher (ET, 55.), Kahrimanovic (84.)

Hier noch die akustischen Eindrücke des Freitagabends >>

Die violette Welle zum Nachhören

0:10 Mit Geduld die Schlinge enger ziehen: Der Weg zum Siegestreffer // 4:00 Die Schlussviertelstunde beginnt // 5:20 Der Kommandostand des Thomas Schnöll // 12:05 Toooor!!! 2:1 – Spiel gedreht (nachgereicht sei unser Torschütze: Kahrimanovic!) // 15:00 Spielunterbrechung – Das fehlende Fingerspitzengefühl des Unparteiischen // 21:00 Organisationsmängel in B‘hofen // 25:20 Weiter geht’s – Ende der Spielunterbrechung // 30:30 Die Nachspielzeit beginnt // 40:30 Abpfiff – 2:1 Auswärtssieg // 42:20 Daniel Burgstaller im Interview // 45:10 Freilufttheater Bischofshofen // 49:10 Christian Schaider im Interview // 51:30 Hunger und Harndrang // 52:55 Ausblick auf Hohenems

Die 2. Runde der Regionalliga West im Überblick

  • Hohenems – Röthis 2:0
  • Wals-Grünau – Schwaz 1:0
  • Kuchl – Saalfelden 0:0
  • Kufstein – Dornbirn 0:1
  • St. Johann – Imst 0:0
  • Reichenau – Lauterach 5:0
  • Altach II – Kitzbühel 2:4
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