Austria Salzburg ist schuldenfrei.

90., Ausgleich – Austria Salzburg ist schuldenfrei!

13. September 2023

Eine Information sind wir euch noch schuldig – es ist die wichtigste Meldung der letzten Jahre, die wir hiermit offiziell bestätigen: Der SV Austria Salzburg ist schuldenfrei!

Wenn wir euch heute skizzieren, wie sich der konsequente Schuldenabbau der letzten Jahre konkret dargestellt hat, werdet ihr schnell begreifen: Der sportliche Drive, den wir aktuell genießen dürfen, ist ein Bonus auf einen Balanceakt hin, der lange Zeit über allem stand – und der, trotz massiver Unwegsamkeiten, schier optimal bewältigt wurde.

Fahrlässig ruiniert – zum Glück wird saniert

Lange dauerte es nicht, unser vermeintlich unbeschwertes Dasein in der „Sky Go Erste Liga“ als frisch gebackener Aufsteiger. Bald schon, im Herbst 2015, zogen düstere Wolken um die nicht etwa prekäre, nein: dramatische Finanzlage der Austria auf. Dass viele Dinge rund um den damaligen Aufstieg letztlich „unvorhersehbar“ waren, pickt – aus Sicht der damals Handelnden und Verantwortlichen war das leider so; dass strukturell nachgebessert und ein Kontrollgremium geschaffen wurde, konnte die ins Rollen gekommene Misere nicht aufhalten.

Doch auch die Ersten, die im November 2015 zusammenkamen und sich an die Aufarbeitung dieser existenzbedrohenden Situation machten, sahen im Angesicht dieser Gewitterwolken nur die Spitze des Eisbergs: Bereits die Eröffnung des Sanierungsverfahrens war ein nervenzerreißender Husarenritt – die erste Tagsatzung am Landesgericht verfehlte noch eine Summenmehrheit; erst eine erneute Abstimmung, zwei Wochen später, erreichte neben der Mehrheit unter den Gläubigern auch die entsprechende Summe von Großgläubigern.

Die insolvente Austria mit ihrem 1,4 Mio. großen Schuldenberg konnte unter Fremdverwaltung saniert werden, eine um fünf Prozentpunkte auf 25 Prozent aufgebesserte Quote gab den Ausschlag, dass dieser erste Drahtseilakt gelingen konnte.

Alle Bereiche in Mitleidenschaft: Weiter ungebremste Talfahrt

Dem großen Aufatmen an diesem 1. März 2016 folgten aber weitere Schwierigkeiten. Das existenziell notwendige pünktliche Abbezahlen der vereinbarten Quoten drohte zur Herkulesaufgabe zu werden; denn war auch der Zwangsabstieg längst besiegelt, so lief die eine Saison im Profifußball unterdessen ja weiter. Dabei verdoppelte sich auch der Schuldenstand im laufenden Geschäft bis Juni 2016 noch einmal auf 600.000 Euro.
Wie auch immer: selbst bis hierher, also bis zur bloßen Weiterexistenz im Sommer 2016, hat man es nur dank privater Bürgschaften von Vorstandsmitgliedern geschafft, die dafür auch persönlich mitunter eine ganze Menge aufs Spiel gesetzt hatten. Immerhin konnte jetzt damit begonnen werden, die angehäuften Schulden abzubauen – eine elementare Trendwende, nebst der es, man muss es so sagen, völlig belanglos war, dass die Talfahrt auf dem Rasen weiterging und wir 2017 gleich noch einen sportlichen Abstieg in die Salzburger Liga wegzustecken hatten.

Das war in jenem Jahr nicht das Problem unseres Interimsvorstands, rund um Obmann Alexander Hütter. Die einzig wirklich süße Neuigkeit gab’s da kurz vor Silvester: Die Austria sollte ab sofort wieder über ihre eigenen Geschäfte walten können, das Sanierungsverfahren konnte abgeschlossen werden. In fünf Tranchen á 70.000 Euro wurde die Quote stets zuverlässig abbezahlt, die letzte Teilzahlung leistete der Verein eben im Dezember 2017, bereits zwei Monate vor Fristende. Aufatmen, jetzt aber wirklich? Mitnichten. Zu zaghaft schritt der Abbau des Schuldenbergs voran, allein die Monate bis zur 500.000-Euro-Marke waren lang – etwas musste passieren.

„Save AS“ – auf die Basis ist Verlass

Als zündende Idee entpuppte sich dann ein Schachzug, den man zunächst zurückgehalten hat, nicht zuletzt aus Respekt vor den Unterstützern aus der Fanbasis, die sich ja schon im Vorfeld des Aufstiegs überaus spendabel gezeigt haben und bestimmt in einer Vielzahl bitterlich enttäuscht sein würden über all das, was darauf gefolgt ist: Scham überwunden, hörte sich der Verein unter den Mitgliedern um und fragte, ob denn vielleicht einige dazu bereit wären, der Austria mit privaten Darlehen unter die Arme zu greifen – Laufzeit und Modalitäten jeweils Gegenstand individueller Vereinbarung.

Die damaligen Ideengeber sind noch heute überwältigt von der Wirksamkeit dieser Maßnahme, vielmehr: vom ungebrochenen, oder besser gesagt neu aufgesetzten Vertrauen, das der Austria unter ihrer neuen Führung – einmal mehr zu allererst von der eigenen Basis – entgegengebracht wurde. In Zahlen waren das an die 400.000 Euro, die unserer Austria von Mitgliedern zu jener Zeit vermacht wurden, als sie es am meisten brauchte. Dieser Löwenanteil schaffte Liquidität und wurde zur zuverlässigen Tilgung fortan pro Saison mit ca. 60-70.000 Euro ins Budget eingerechnet.

Mit Konsequenz, die wehtut: Licht am Ende des Tunnels

So sieht er jetzt schon längere Zeit aus, der Weg unserer Austria, den sie unter der Präsidentschaft von Claus Salzmann angefangen hat zu gehen. Mit einem kompetenten Vorstandsteam geht es langsam, aber kontinuierlich voran – Corona etwa bewältigte unsere aktuelle Führungsriege schnörkellos, indem man in tristen Monaten das Einsparpotential nutze und zugleich das Glück hatte, dass der Modus Operandi rund um die Hilfsmaßnahmen sehr vorteilhaft gestrickt war.

Schmerzliche Entscheidungen erforderte sie freilich weiterhin, all die Konsequenz, mit der in den letzten Jahren vorgegangen wurde: Der Abgang vom zur Legende erwachsenen Nico Mayer (Happy Birthday!) steht dafür exemplarisch. Man könnte ja den emotionalen Aspekt ausklammern und festhalten, dass man schlicht nicht handelseins wurde; aber letztlich war’s schon eine traurige Geschichte, die wir so nicht gerne geschrieben haben und die sich auch Nico bestimmt anders vorgestellt hätte. Es würde wohl auch so eine Story in violett heute wieder ein anderes, viel schöneres Ende nehmen …

Denn weil es rund um den großen Wurf, den vielen privaten Darlehen aus den Reihen unserer Mitglieder, auch zu vielen kleinen Erleichterungen kam, die uns als Verein zugute gebracht wurden – die Rede ist von nicht rückgeforderten Summen oder dem Auslaufenlassen der Tilgung im Gegenzug für lebenslange Mitgliedschaften – können wir heute tatsächlich pünktlich vermelden, was vor fünfeinhalb Jahren als sehr ehrgeiziges Ziel ausgegeben wurde:

Austria Salzburg, schuldenfrei zum 90. Geburtstag –
wir haben es geschafft!

Zur Sicherheit nochmal nachgefragt: Können wir jetzt wirklich durchatmen? JA! Das ist er jetzt wirklich, der Ausgleich aller Altlasten und der Aufbruch in neue Freiheit – Grund zum Feiern!

Ohne die Euphorie bremsen zu wollen, aber was wir nicht vermelden können, was genau das nicht bedeutet: Geldsegen; wir haben keinen Reichtum angehäuft, sondern nur eine solide Basis geschaffen, auf der wir wieder frei handeln und die besten Entscheidungen treffen können. Ist das nicht das schönste Geschenk, das du als Sportverein Austria Salzburg zu deinem 90. Geburtstag bekommen kannst: den freien Handlungsspielraum für die Zukunft, Optionen, Unverbautes?! Um es in den Fußballjargon zu bringen: Chancen! Jede Menge Chancen, Erdiges wieder zu kultivieren und nicht als „der Erde gleich“ zu verstehen, Chancen, vielleicht ja sogar wieder mal richtig Glanz in die Bude zu bringen!

Eine große Chance, den 100er feiern zu dürfen; und auch dann wieder auf die Entwicklung der letzten Jahre zurückblicken zu können – dann ganz im Lichte des Fußballs. Lasst uns diesen Weg weiter gehen – die Austria wird uns alle überleben!

Gedanken

„Die laufende Saison ist ausfinanziert. Um wieder über einen Aufstieg nachdenken zu können, müssen wir in personeller, infrastruktureller und finanzieller Hinsicht gehörig wachsen. Wir reden von einer Vervielfachung der Budgetmittel und vor allen Dingen, dass wir wieder mit viel mehr Leuten, die uns drumherum helfen, anpacken können – jeder ist gefragt.“
Bernhard Knoll, Vorstandsmitglied – Kassier

„Die letzten Jahre waren wohl mit die schwersten in der Austria Geschichte, aber auch jene, die eindrucksvoll gezeigt haben, zu was die Austria als große Gemeinschaft – da schließe ich gerne jeden einzelnen Austrianer ein – fähig ist. Namentlich erwähnt sei hier Alex Hütter, der sich in der tiefsten Krise als Interimsobmann komplett aufgeopfert hat und extrem viel dazu beigetragen hat, dass wir als aktueller Vorstand überhaupt noch eine Austria vorgefunden haben, als wir im Jahr 2018 übernehmen durften. Mit der zugesagten Unterstützung von Claus keimte Hoffnung auf, der Austria-Geist war wieder ganz intensiv spürbar und wir verschworen uns alle, dem seinerzeit völlig unrealistischen Ziel der Schuldenfreiheit zum 90. Geburtstag. Durch die aufopfernde Arbeit und Unterstützung aller Austrianer und verlässlicher Partner erleben wir heute einen schuldenfreien Verein, der noch dazu die Regionalliga West anführt, über einen starken Nachwuchsbereich verfügt und immer Rückgrat bewiesen hat, als uns diverse Investoren einen vermeintlich einfachen Weg aus der Krise zurück in den Profifußball ermöglichen wollten. Das alles ist so viel mehr als wir uns vor fünfeinhalb Jahren in unseren kühnsten Träumen erhofft haben. Ein ganz spezieller Dank geht an dieser Stelle an die Curva Viola, die diesen Verein zu dem macht, der er ist und die uns von allen anderen in unserer Sphäre hervorhebt. Auch dem 1. FC Union Berlin samt seiner Fans und der Südtribüne Dortmund gebührt ein großer Dank für die Unterstützung in diesen schweren Jahren. Zu guter Letzt sei natürlich all unseren Familien und Lebenspartnern, die unglaublich viel zurückstecken und viel Verständnis in den letzten Jahren aufbringen mussten, gedankt.“
David Rettenbacher, Vorstandsmitglied – Obmann-Stv.

„Es ist eine Leistung aller im Verein vertretenen Kräfte, dass wir heute schuldenfrei sind. Jeder musste zurückstecken und kreative Lösungen finden – es war immer ein Eiertanz, uns dabei nicht ausbluten zu lassen. Viele haben tief in ihre eigenen Taschen gegriffen und auch bei Forderungen nochmal zurückgesteckt.“
Stefan Schubert, Vorstandsmitglied – Beirat Fanwesen

„An diesem Tag muss ich zwangsläufig an das Jahr 2017 zurückdenken, als wir 550.000 Euro Schulden hatten, und Bernhard Dohmen als Kassier alle Hände voll zu tun hatte, halbwegs seriöse Liquiditätsplanungen zu erstellen und mit den vielen Gläubigern Aufschübe zu vereinbaren. Um ganz ehrlich zu sein, war mein Rat damals, wieder in die Insolvenz zu gehen, für mich gab es kein Licht am Ende des Tunnels. Dann kam Claus Salzmann, unter dessen Führung sich ein schlagkräftiges Team bildete, das aber auch gleich als erste Amtshandlung 100.000 Euro zuschießen musste, um die erneute Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Austria Vorstand zu sein war und ist in diesen fünfeinhalb Jahren ein zweiter Fulltime Job. Aber was Claus an Zeit und Geld aufwendete, war schon übermenschlich. „7 Tage in der Woche reichen nicht mehr, darum arbeite ich eine Nacht in der Woche durch“, ist nur ein Zitat, das mich noch heute staunen lässt über die Energie, die dieser Mann aufbringen kann. Danke Claus, und Danke an alle, die ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass wir heute sagen können: „Schuldenfrei!“
Christian Hochhauser, Vorstandsmitglied – Schriftführer

Jetzt teilen: