2005/06: Todesstoß mit anschließender Auferstehung
13. April 2018

2005/06:

Red Bull übernimmt am 6. April 2005 die Salzburg Sport AG und damit den Fußballbetrieb der Salzburger Austria. Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz präsentiert seinen persönlichen Berater Franz Beckenbauer, Klubpräsident Rudi Quehenberger ist froh, dass sich „seine Arbeit für den Salzburger Fußball nun endlich gelohnt hat“.

Es herrscht zunächst große Euphorie, auch unter den treuesten Anhängern, nur wenige ahnen ansatzweise, was in den nächsten Monaten folgen sollte. Im Laufe der nächsten Wochen spuken jedoch erstmals Gedanken an einen „rot-blau-silbernen FC Red Bull“ durch die Salzburger Fanszene, weshalb traditionsbewusste Choreographien, eine Unterschriftenaktion, eine Flut an Leserbriefen und andere positive Aktionen von den violett-weißen Anhängern gesetzt werden.

Diese und zahlreiche andere Aktivitäten für den Erhalt der Tradition beeindruckten die neue Vereinsführung nicht im Geringsten, zwar beschließt man zur präventiven Beschwichtigung traditionalistischer Klubmitglieder bei der Generalversammlung am 4. Juni 2005, dass die offiziellen Vereinsfarben weiterhin Violett/Weiß bleiben sollten, doch schon der 13. Juni wird zur Stunde der Wahrheit, als bei der Mannschaftspräsentation im Hangar 7 die neuen Dressen vorgestellt werden: Zu Hause will man ab sofort in Rot/Weiss, und auswärts in Blau auftreten. Von Violett keine Spur.

Weiters wird als Gründungsjahr anstatt 1933 das Jahr 2005 angegeben (was erst nach Intervention der Bundesliga notgedrungen wieder geändert wird, da man nur als Rechtsnachfolger bei zumindest offizieller Wahrung der Vereinsidentität in den Genuss der Lizenzierung kommt, andernfalls – also als neugegründeter Verein – man in der untersten Spielklasse neu beginnen müsste). Und als zusätzlicher Beweis des völligen Neustarts bei gleichzeitigem totalen Bruch mit jeglicher Tradition schreibt man bei den Spielerporträts jener Akteure, die in der vorangegangen Saison auch bei Austria Salzburg spielten, in die Rubrik „letzter Verein“: SV Salzburg.

Es ist also klar: Red Bull Salzburg sieht sich als neuer Verein, Zitat „ohne Geschichte und Archiv“, und will mit dem SV Austria Salzburg absolut nichts zu tun haben – dieser Verein dient einzig nur noch als Lieferant der Bundesligalizenz. Dies und weitere Absurditäten rufen viele alte Austrianer und die Fanclubs auf den Plan, die ab dem 30. Juni unter dem Zusammenschluss „Initiative Violett-Weiß“ antreten, um die Tradition des SV Austria Salzburg auch bei Red Bull Salzburg zu konservieren.

Anfangs stößt die IVW ausschließlich auf taube Ohren, als freilich aber die sportlichen Leistungen des neuen „Wunderteams“ zunächst weit unter den hochfliegenden Erwartungen bleiben und die Presse dem so genannten „Farbenstreit“ immer mehr Platz einräumt, befürchteten die Marketing-Strategen von Red Bull einen Imageschaden, und man lädt die IVW zu Gesprächen ein. Das Schlussangebot seitens Red Bull an die Initiative nach 4 Gesprächsrunden war für die Austrianer nicht nur enttäuschend, sondern schlichtwegs inakzeptabel: Kleine violette adidas-Logos auf weißen Dressen, eine violette Kapitänsschleife und violette Tormannstutzen.

Von Anfang waren diese Verhandlungen offensichtlich nur ein Spiel auf Zeit, um die Initiative Violett-Weiß, die die Gespräche danach abbrach, in der Öffentlichkeit als Ewiggestrige und Radaubrüder zu diffamieren. Dass die violette Fangemeinschaft aber alles andere als gerade das ist, stellt sie noch im Herbst unter Beweis. Gleich nach Abbruch der Gespräche bemüht man sich unverzüglich um die Wiederauferstehung des Traditionsvereins und am 7. Oktober wird schließlich der „Sportverein Austria Salzburg“ in das Vereinsregister eingetragen.

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