1988/89:
Nachdem Austria in den letzten beiden Jahre jeweils in der Aufstiegsrunde knapp gescheitert war, droht sie im Herbst 1988 trotz Verpflichtung der Bundesligaspieler Scheiber und Schill sowie des Jugoslawen Miro Polak gar nicht erst in das Mittlere Play-Off zu gelangen. Zwei Runden vor Ende der Herbstmeisterschaft liegen die Violetten nämlich nur auf Rang sieben (!) und können ohne Fremdhilfe gar nicht mehr einen der ersten vier Plätze ereichen.
Aber dann führt ein glücklicher Zufall Regie und beschert in der vorletzten Herbstrunde die benötigte Unterstützung: während Austrias Heimspiel gegen den Direktrivalen FC Kufstein abgesagt und von Samstag auf Dienstag verschoben werden muss, geben die vor ihr platzierten Konkurrenten unerwartet Punkte ab. Und damit ist urplötzlich doch noch eine Chance gegeben. Gewinnt Austria den Nachtrag gegen Kufstein und das Schlusspiel gegen Spittal, dann ist Platz vier garantiert. Jeder weitere Punkteverlust hingegen wäre fatal, denn beim Nichterreichen der Aufstiegsrunde droht unweigerlich ein totales Finanzdesaster, gleichbedeutend mit dem Ende des Vereins.
In dieser hochdramatischen Situation landet Klubchef Quehenberger in der Nacht vor dem Nachtragsspiel gegen Kufstein einen Hasardcoup: Er engagiert telefonisch die 35jährige Stürmerlegende Hans Krankl. Der „Goleador“ hatte elf Wochen davor beim Ligarivalen Kremser SC seine aktive Karriere beendet.
Am Morgen des Spieltags sagt Krankl definitiv zu, drei Stunden vor dem Match trifft er im eigenen Auto aus Wien ein und mit seiner ersten Ballberührung jagt er nach 100 Spielsekunden eine Kurbasa-Flanke – fast waagrecht in der Luft liegend – volley zum 1:0-Sieg in die Kreuzecke. Zu diesem Zeitpunkt stehen viele der 7.000 Zuseher noch vor dem Stadion Schlange. Sie waren erst durch den von Hannes Krawagna organisierten Lautsprecherwagen, der Krankls Sensationsengagement den ganzen Tag über in der Stadt verlautbart hatte, zum Match gelockt worden und überforderten nun mit ihrem unverhofften Andrang die beiden geöffneten Eintrittskassen.
In der letzten Runde kommt es dann zum legendären direkten Entscheidungsspiel gegen den SV Spittal, der sich für diese Partie mit dem Blitzengagement von Frenkie Schinkels verstärkt und dem ein Remis zu Platz vier reichen würde. Auf irregulärem Schneematschboden geht Spittal in der ersten Halbzeit in Führung, kurz nach der Pause gleicht Krankl aus. Es scheint dennoch alles umsonst gewesen zu sein, bis in der Nachspielzeit Srecko Kurbasa den Ball zum 2:1-Sieg über die Linie stochert. Da gibt es kein Halten mehr – alles stürmt aufs Feld und unter den 9.000 Stadionbesuchern spielen sich unbeschreibliche Jubelszenen um Krankl und Kurbasa ab – die Schützen der aufstiegsträchtigen und existenzrettenden Tore.
Für das Mittlere-Play-off wird Hans Krankl natürlich weiterverpflichtet und der Goleador, der nur zu den Spielen anreist, sorgt mit seinen Toren für einen unglaublichen Fußballboom in Salzburg. Höhepunkt ist das Duell gegen den von Otto Baric betreuten, punktegleichen Spitzenreiter der Aufstiegsrunde, Sturm Graz. Die 16.665 Zahlenden sorgen für einen seither unerreichten Rekordbesuch in der zweiten österreichischen Liga. Das Spiel geht zwar nach dramatischem Verlauf 0:3 verloren, dennoch werden die Austrianer wie Sieger gefeiert und können acht Runden später durch ein 1:0 durch Polak gegen Krems bereits ein Match vor Schluss den Wiederaufstieg in die erste Bundesliga bejubeln. Im Cup erreichen wir das Halbfinale, erst beim Meister FC Tirol ist Endstation.
1989/90:
Mit einer neuformierten Mannschaft (ohne Krankl) startet die Austria ihr Bundesliga-Comeback. Unter anderen kommen von Rapid die arrivierten Nationalspieler Heri Weber und Gerry Willfurth, mit deren Hilfe das Ziel des Klassenerhalts problemlos erreicht wird – am Saisonende steht der sechste Rang zu Buche. Immerhin gelingt es dem Salzburger Aufsteiger, die Topklubs aus Innsbruck und Wien zu besiegen, absolute Höhepunkte sind ein 4:1 bei Rapid und ein 5:0-Heimsieg über Austria Wien. Bereits da deutet sich die Entwicklung zu einem Spitzenverein an.
1990/91:
Die Saison steht im Zeichen der Verpflichtung des deutschen Legionärs Oliver Bierhoff. In seinem ersten Spiel erzielt die legendäre Nummer 20 vier Tore beim 5:1 über St. Pölten, bis zum Ende der Saison bringt es Oli“vier“ gar auf 26 Treffer und ermöglicht sich damit selbst einen Transfer ins Fußballtraumland Italien. Seine 23 Meisterschaftstore (drei Tore erzielt er im Cup) bilden seither den Torrekord eines Austria Spielers in der höchsten Spielklasse. Sein Sturmpartner Kurbasa hingegen muss schon in der Winterpause wegen Herzrhythmusstörungen auf ärztlichen Befehl hin seine Laufbahn beenden. Der Klassenerhalt ist auch ohne „Kurbi“ kein Thema mehr, den UEFA-Cup können wir aber aufgrund einer schwächeren Frühjahrssaison nicht erreichen. In der Winterpause geistern infolge des Finanzbedarfs erneut „Salzburger Großklubpläne“ durch die Köpfe der Vereinsgewaltigen und Politiker, diesmal ist eine Fusion mit dem FC Salzburg zum „FC Casino“ projektiert. Aber auch dieser Kelch geht an uns vorbei.
1991/92:
Mit der Verpflichtung von Startrainer Otto Baric gelingt Quehenberger ein Supercoup. Vom ersten Match an, das Neuzugang Nikola Jurcevic mit dem Tor zum 1:0 über Sturm entscheidet, spielt die Austria um den Titel mit und erobert dank einer unglaublichen Herbstserie mit 11 Siegen in 11 Heimspielen die Winterkrone. Aber ein kurioses Punktehalbierungssystem beschert Austria Wien im Winter einen Zusatzzähler und begünstigt den Titelrivalen entscheidend. Trotz eines katastrophalen Frühjahrsauftakts (3 Niederlagen in Serie) bleiben die Salzburger bis zum Direktduell in der allerletzten Runde Kopf an Kopf mit den Wienern vorne und gehen sogar als Tabellenführer mit drei Punkten Vorsprung (aber schlechterer Tordifferenz) in das „Endspiel“ um den österreichischen Meistertitel in das Praterstadion. Eine hierzulande einzigartige Fankarawane setzt sich Richtung Wien in Bewegung, doch die gut 10.000 Salzburger Fans unter den 40.000 im Prater müssen ohne Schale wieder nach Hause fahren: nach der 2:0-Führung der Gastgeber glückt zwar durch Stadler noch der Anschlusstreffer, aber leider nicht mehr der Ausgleich, der den Titel bringen würde. So endet die Meisterschaft mit einem Paradoxon: Obwohl Salzburg insgesamt einen Punkt mehr erreicht hat als der Meister, bleibt doch nur Platz zwei.
1992/93:
In der ersten Runde des UEFA-Cups ist die Austria gegen Ajax Amsterdam chancenlos: zu Hause unterliegen wir 0:3, auswärts 1:3. Und in der Meisterschaft wird in diesem Jahr trotz des Rückkaufs Heimo Pfeifenbergers von Rapid der bereits gewonnen-geglaubte Titel wieder verspielt: „Winterkönig“ Austria Salzburg erarbeitet im Frühjahr bis sechs Runden vor Schluss einen Vorsprung von fünf Punkten (Zwei-Punkte-Regel!), aber auch das reicht letztlich nicht: ein Unentschieden bei Admira/Wacker sowie Niederlagen gegen Austria Wien und bei Rapid kosten (wieder aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber Austria Wien) das ersehnte erste Championat. Die Winterpause 92/93 bringt zudem eine katastrophale Wende für die Fans: die Stehplatztribüne, der beste Fanblock der Liga, wird mit Sitzplätzen ausstaffiert. Die Fans werden dadurch in alle Sektoren des Stadions verstreut, seither kann man nur noch sporadisch die legendäre Lehen-Atmosphäre erleben.
1993/94:
Die erfolgreichste Austria-Saison aller Zeiten: Parallel zur Meisterschaft sorgen wir im UEFA-Cup für Furore und erwecken damit ganz Österreich aus dem Fußballschlaf: nach dem Aufstieg gegen Dunajska Streda (2:0, 2:0) sowie den vorjährigen Europacup-Finalisten Royal Antwerpen (1:0, 1:0) folgen die besten Spiele der Vereinsgeschichte: gegen Sporting Lissabon mit den Weltstars Luis Figo und Krassimir Balakov verlieren wir auswärts 0:2. Im Heimmatch am 7. Dezember 1993 gelingt nach Leo Lainers Führungstor Adi Hütter erst in der Nachspielzeit und bei numerischer Unterlegenheit das 2:0. In der folgenden Verlängerung erzielt Martin Amerhauser das alles entscheidende 3:0. Mit diesem denkbar schönsten Geschenk zum Abschluss des 60-Jahr-Jubiläums wird erstmals ein portugiesisches von einem österreichischem Team eliminiert. Die nun in ganz Österreich ausbrechende Salzburg-Euphorie nutzt Klubchef Quehenberger zur Übersiedlung ins Wiener Praterstadion, wo die Europacupheimspiele vom Viertelfinale bis zum Finale jeweils mit 48.000 Zusehern restlos ausverkauft sind. Austria Salzburg mobilisiert als heimliches österreichisches Nationalteam riesige Fanmassen – sogar weit über die Staatsgrenzen hinaus. Erst Recht, als sie im Viertelfinale im Prater Eintracht Frankfurt 1:0 besiegt.
Das Rückspiel im Waldstadion wird dann zu einem unglaublichen Krimi: Nach dem 1:0 durch Gaudino und dem frühen Ausschluss von Artner glaubt wohl keiner mehr an den Aufstieg. Dennoch retten wir uns zunächst heroisch in die Verlängerung und dann in das Elfmeterschießen, in dem Otto Konrad zum Nationalhelden aufsteigt. Zunächst hält er zwei Elfmeter und verwandelt anschließend selbst den entscheidenden Penalty (5:4) zum Aufstieg ins Halbfinale. Erstmals ist es einer österreichischen Mannschaft gelungen, einen deutschen Bundesligisten aus dem Europacup zu eliminieren! Und das Halbfinale beschert uns mit dem Karlsruher SC, der zuvor Valencia 7:0 weggefegt hat, erneut einen deutschen Gegner. Nach einem 0:0 im Heimspiel, in dem uns gleich sechs aus dem Frankfurt-Spiel gesperrte Stützen fehlen, gehen wir auswärts gegen Oliver Kahn und Co. durch Stadler 1:0 in Führung. Am Ende heißt es 1:1 – das Auswärtstor reicht uns zum Aufstieg in das UEFA-Cupfinale. Und nach dem Doppelschlag gegen die BRD-Teams wird der Slogan „Deutschland, Deutschland – alles ist vorbei“ zum Modehit.
Der Gegner im Finale ist Inter Mailand. Trotz der unglücklichen 0:1-Heimniederlage begleiten rund 7000 Fans die Mannschaft ins total ausverkaufte Meazzastadion (85.000 Zuseher!) – ein einmaliges Erlebnis für unsere Fans und Spieler. Die Austria verkauft sich großartig, zwingt Inter-Torwart Walter Zenga zu Großtaten und noch heute wird diskutiert, was passiert wäre, hätte der legendäre Marquinho-„Stangenpendler“ beim Stand von 0:0 den Weg ins Tor gefunden. Anstatt 1:0 in Führung zu gehen, unterliegen wir aber auch in Mailand mit 1:0, womit der Traum vom Europacupsieg ausgeträumt ist. Durch den einnahmeträchtigen UEFA-Cup-Weg bis ins Finale gelingt es dem Verein endlich, den enormen Schuldenberg von 60 Millionen Schilling abzubauen und in ein sattes Plus zu verwandeln.
In der Meisterschaft holen wir endlich den längst fälligen ersten Titel. Entscheidend sind vor allem die Triumphe über den Titelrivalen Austria Wien (auswärts 4:0 mit vier Jurcevic-Toren, daheim 6:0!). Eine Runde vor Schluss sind wir nach einem 0:0 bei Rapid praktisch am Ziel. Die allerletzten theoretischen Zweifel werden dann zu Hause durch ein 2:0 gegen Admira/Wacker beseitigt. Nach 61jähriger Vereinsgeschichte dürfen wir uns endlich österreichischer Fußballmeister nennen! Als Salzburgs Kicker bei der Meisterfeier vom Balkon des (damaligen) „Café Glockenspiel“ der begeisterten Menge zujubeln, soll – glaubt man der Legende – sogar der Mozart vom Denkmal gelächelt haben.
1994/95:
Erneut eine großartige Saison der Salzburger Austria: Als erste österreichische Mannschaft können wir uns (gegen Maccabi Haifa) für die 1992/93 neu geschaffene Champions League qualifizieren. Die Gruppe mit den späteren Finalisten Ajax Amsterdam und AC Milan, sowie dem griechischen Meister AEK Athen ist letztendlich aber doch eine Spur zu stark. Der „Skandal von San Siro“ (Torhüter Konrad wird von einer Flasche aus dem Milan-Fanblock verletzt, dem AC Milan werden die Punkte vom 3:0-Sieg abgezogen, die Tore allerdings dem Mailänder Torkonto zugerechnet) ist noch allen in Erinnerung. Dank eines Auswärtssieges bei AEK und zweier Unentschieden gegen Ajax (0:0, 1:1 auswärts!) kommt es zu einem Entscheidungsspiel gegen den AC Milan um den Aufstieg in das Champions League-Viertelfinale: Eine denkbar knappe 0:1-Niederlage im ausverkauften Praterstadion bedeutet aber aufgrund der schlechteren Tordifferenz leider das Aus.
Die Meisterschaftssaison verläuft wieder nach Wunsch. Die Vorentscheidung fällt in der drittletzten Runde durch ein 1:0 bei Austria Wien (Tor: Kocijan). Eine Runde vor Schluss ist dann der Meistertitel durch ein 2:0 gegen Steyr praktisch fix. Um die endgültige Gewissheit über das zweite Championat der Vereinsgeschichte zu erlangen, fahren am letzten Spieltag 7000 Fans auf den Innsbrucker Tivoli. Trotz einer 0:2-Niederlage werden wir wieder Meister, da Sturm Graz in Steyr der erforderliche Kantersieg mit acht Toren Differenz erwartungsgemäß misslingt.
1995/96:
Als haushoher Meisterschaftsfavorit starten wir in diese Saison, um letztendlich über den Klassenerhalt froh sein zu müssen. International scheiden wir in der Qualifikation zur Champions League unglücklich gegen Steaua Bukarest (0:0, 0:1 auswärts) aus. Differenzen zwischen Trainer Baric und einigen Spielern führen vier Tage danach zum Rücktritt des Erfolgstrainers. Nach einem kurzen Zwischenspiel von Hermann Stessl (nach einer 0:3-Heimniederlage gegen Ried im ersten Frühjahrsspiel wird er gefeuert) übernimmt Heribert Weber die Mannschaft. Nur aufgrund der Schwäche der beiden Abstiegskandidaten Steyr und Admira/Wacker geraten wir nicht in ernsthafte Abstiegsgefahr, letztendlich belegen wir den katastrophalen achten Platz, der nicht einmal für den UI-Cup reicht.
1996/97:
Die Saison steht im Zeichen des totalen Umbaus der Mannschaft. Trotz des Ausverkaufs der Stars Pfeifenberger, Jurcevic, Feiersinger, Mladenovic, Artner und weiterer Kaderspieler, sowie dem Karriereende von Fürstaller und Stadler, gelingt eine überraschend gute Herbstsaison. Der für die Transfers verantwortliche Vizepräsident Toni Haas beweist nämlich bei den Neueinkäufen eine gute Hand: Vor allem Libero Roman Szewczyk, Walter Kogler und Stürmer Laszlo Klausz erweisen sich als Goldgriffe. In der Winterpause sorgt der Transfer von Starkeeper Otto Konrad nach Saragossa für Schlagzeilen. Mit einem Zähler Rückstand auf Winterkönig Rapid ins Frühjahr gestartet, werden – abgesehen vom letzten, unbedeutenden Match – alle Heimspiele gewonnen; und die Austria holt überraschend den dritten Titel innerhalb von vier Jahren. Entscheidend vor allem der überzeugende 2:0-Sieg im direkten Duell gegen Rapid Wien zwei Runden vor Schluss der Meisterschaft. Die eklatante Auswärtsschwäche (nur ein Sieg in der Meisterschaft!) kostet uns leider den Einzug ins Cupfinale: beim Elfmeterschießen unterliegen wir im Halbfinale dem Zweitdivisionär Vienna nach einem 2:2 nach 120 Minuten im Elferschießen mit 7:8.