2010-2015: Lehr- und Herrenjahre in der Westliga
4. Juli 2018

2010/11

In die erste Westliga-Saison geht Austria Salzburg gleich mit einer Top-Verstärkung. Mit Marko Vujic gelingt es Vize-Prädient Hans Gegenhuber einen Knipser mit Profi-Erfahrung an die Salzach zu locken. Mit Dominik Borozni stößt der Bruder des ehemaligen Spielmachers Damir Borozni, ein ehemaliger Austria Salzburg Amateur, heim zu den Violetten. Das erste Spiel findet auswärts gegen die Altach Amateure statt, die Austria muss um das Unentschieden hart kämpfen und es zeichnet sich ab, dass viele arrivierte Spieler bereits an ihre Grenzen gelangt sind. Nur eine Woche später berschert die Austria ihren Fans mit gewaltigem Einsatz den wohl schönsten Moment seit der Neugründung 2005: Trotz einer schnellen Führung durch den späteren Nationalspieler Martin Hinteregger kann das hochgerüstete Nachwuchsteam des FC Red Bull durch einen Vujic Doppelpack mit 2:1 geschlagen werden.

Der Rest des Herbstes läuft durchwachsen. Weh tut vor allem die Niederlage gegen die Wacker Innsbruck Amateure, wo Provokationen der Innsbrucker Fans und Spieler (Stallmist im Gästesektor und Präsentation eines „Sauschädels“ durch den Innsbrucker Torhüter) zu unschönen Szenen nach dem Spiel führen, die in der Folge immer wieder als Begründung für Spielabsagen durch Tiroler Vereine und Behörden führen. Besonders Union Innsbruck sieht sich außerstande, ein Spiel gegen die Violetten veranstalten zu wollen.

Im Frühjahr wird durch Sonko Pa – ein weiterer Spieler der früheren violetten Fohlen – die Abwehr stabilisiert und selbst das Spiel gegen Union Innsbruck findet statt, wenngleich nur als „Geisterspiel“ mit bloß akkreditierten Zuschauern. Der violette Fanblock steht der Mannschaft dennoch bei, supportet von außerhalb des Stadionareals (mit Blick auf das Spiel) und schlägt den Tirolern somit gekonnt ein Schnippchen. Schließlich endet die Aufstiegssaison mit einem versöhnlichen fünften Platz in der Tabelle, der beste Endrang eines Westliga-Aufsteigers seit 20 Jahren, versüßt noch durch den Torschützentitel von Marko Vujic. In diesen Unterhaus-Jahren ist dies die einzige Saison ohne Titel für den Verein selbst. In den kommenden zwei Saisonen steht zumindest der Salzburger Landescup-Sieg zu Buche.

2011/12

Als Mitte August der riesige Jubel über einen 2:0 Sieg gegen den großen Konkurrenten aus Wals-Siezenheim durch Tore von Kapitän Florian Hirsch und Nico Mayer langsam wieder abebbt, zeigt sich immer mehr, dass der Kader der Austria zu klein und nur bedingt ligatauglich ist. Viele verdiente Spieler aus vergangenen Saisonen spielen in der Westliga an ihrer Leistungsgrenze. Auch der Rücktritt von Trainer Didi Emich nach einer 0:4 Niederlage im Heimspiel gegen die Altach Amateure kann das Team nicht wachrütteln: Das den restlichen Herbst von Gerhard Stöger interimistisch geführte Team kann von sieben Spielen nur noch eines gewinnen und verliert gleich fünf mal.

Den Umbruch im Team leitet dann nicht Legende Hans Krankl ein, der in dieser Saison lediglich für ein Showtraining samt Autogrammstunde zur Austria zurückkehrt, sondern Thomas Hofer und sein „Co“ Christian Schaider, die im Dezember vom Westliga-Topklub USK Anif die vorzeitige Freigabe erhalten. Vier Routiniers mit violetter Vergangenheit stabilisieren im Frühjahr das Team: Patrick Mayer und Sonko Pa machen Platz für Alex Schriebl, Miro Milosevic, Georg Seidl und Mihael Rajic, die mit ihrer Erfahrung für einen nie gefährdeten Klassenerhalt sorgen.

Der Sieg im Landescup mit einem 4:0 gegen den ewigen Erzrivalen SAK 1914 und der Torschützentitel von Marco Vujic krönen das Ende einer Saison, die von vielen Höhen und Tiefen geprägt war.

Im Winter wird dabei von Tom Hofer und Christian Schaider wohl der Grundstein für das gelegt, was erst zu Saisonende öffentlich wird: Dem Trainerteam folgt vom USK Anif nicht nur Michael Perlak, der Sohn von Austria-Legende Gerhard Perlak, sondern auch noch Torwart Stefan Ebner, Raimund Friedl, Rene Zia, Simon Sommer und Leonhard Ettlmayr, deren Transfers nach und nach bereits das ganze Frühjahr hindurch bekannt gegeben werden.

2012/13

Zu Beginn der neuen Saison stoßen noch weitere Spieler zur Austria: Der spätere Kapitän Matthias Öttl vom SV Pasching, der noch recht unbekannte Karim Onisiwo vom TSV Neumarkt, der seine Ausbildung beim First Vienna FC erhielt, sowie Christoph Hübl – ebenso wie Onisiwo von Neumarkt.

Die Saison soll eine fast perfekte werden: Nicht nur wird Marco Vujic zum dritten Mal in Serie Torschützenkönig, auch der Titel im Salzburger Landescup kann verteidigt werden. In der Meisterschaft landet man auf dem zweiten Platz – mit 6 Punkten Rückstand lediglich hinter einem stark aufgerüstetem „FC Liefering“ – der in die Fußballwelt von Red Bull überführte vormalige USK Anif, umbenannt und geographisch versetzt um die Aufstiegsrestriktionen des ÖFB zu umgehen.

Dass für die Austria der Aufstieg und eine Rückkehr in den Profifußball mit diesem Kader plötzlich möglich erscheint, ist offenkundig. Schon in der Winterpause wird beim ÖFB um eine Bundesligalizenz angesucht, die aufgrund der klaren infrastrukturellen Defizite der Anlage in Maxglan allerdings von der Bundesliga abgelehnt wird. Das politische Lobbying von Austria Obmann Walter Windischbauer ist allerdings erfolgreich: Am 15. März fasst der Salzburger Gemeinderat den Beschluss, die Errichtung einer fernsehtauglichen Flutlichtanlage und die weiteren von der Bundesliga vorgeschriebenen baulichen Adaptierungen im Falle eines Aufstieges finanziell zu unterstützen. Im Juni fahren Bagger auf um einen lange schon versprochenen Kunstrasen auf dem Trainingsplatz zu realisieren.

Über die künftige sportliche Strategie wachsen die Differenzen zwischen der sportlichen Leitung und dem Trainer. Thomas Hofer gibt schließlich seinen Abschied von der Austria mit Saisonende bekannt – trotz der erfolgreichsten Austria Saison seit vielen Jahren. Christian Schaider wird in Fankreisen zwar als Nachfolger favorisiert, entscheidet sich aber für einen Wechsel als Cheftrainer bei der SV Grödig 1b.

2013/14

Als Nachfolger von Thomas Hofer wird schließlich die violette Legende Miro Polak präsentiert, der als Spieler Ende der 80er Jahre gemeinsam mit Hans Krankl für die damalige Rückkehr der Austria in das Fußball-Oberhaus gesorgt hat und der als Trainer bereits im Frühjahr 2000 für den letztmaligen Einzug in das ÖFB-Cup-Finale verantwortlich war, welches erst knapp im Elfmeter-Schießen verloren ging. Unterstützt wird Polak von Thomas Klochan, zuvor Torwart-Trainer bei der Austria.

Einen schönen Start in die Saison vollbringt die Salzburger Austria mit dem Sieg im ÖFB-Cup gegen das damalige Sensationsteam des SV Grödig, das eben erst in die österreichische Bundesliga aufgestiegen ist und in dieser Saison dort noch den dritten Platz markiert. Leider scheitert man im anschließenden Duell gegen den SV Mattersburg mehr an sich selbst als an dem Gegner: Ein unglückliches Eigentor des jungen Verteidigers Simic sorgt für den Ausgleich der Mattersburger kurz vor dem Schlusspfiff. Das anschließende Elfmeterschießen geht dann verloren.

Die Meisterschaft verläuft hingegen wie ein einziger Wunschtraum: Angeführt von den groß aufspielenden Michael Perlak und dem blitzschnellen Karim Onisiwo werden die meisten Gegner dominiert. Mit nur einer Niederlage (im vorletzten Meisterschaftsspiel gegen Verfolger Wattens) und 79 Punkten wird die Austria auch überlegen Westliga-Meister. Zum dritten Mal in Folge geht auch der SFV-Cup an die Violetten. Die Bundesliga-Lizenz ist bereits unter der Auflage erteilt, dass die infrastrukturellen Defizite der Anlage im Sommer beseitigt werden. Nur noch die Relegationsspiele gegen den FAC stehen noch zwischen der Austria und dem absoluten Glück.

Einen kleinen Dämpfer gibt es bereits vorab: Im Vertragspoker um die kommende Saison – eine Umstellung auf den Profi-Betrieb ist ja möglich – können sich Gerhard Stöger und Miro Polak nicht einigen. Die Austria muss also erneut mit einem neuen Trainer in die nächste Saison.

Das Hinspiel gegen den FAC endet noch recht verheißungsvoll. Allerdings ist das Ergebnis eher glücklich, der FAC dominiert das Spiel vor allem im Mittelfeld mit großer Kampfkraft, der Ausgleich von Mihael Rajic erfolgt erst in der 92. Minute. Die richtigen Schlüsse für das Rückspiel werden nicht gezogen, die Austria tritt daheim zu offensiv auf und nach einem gelungenen Konter des FAC in Minute 20 wird schnell klar, dass man auch von der Auswärtstorregel nicht profitieren wird können. Das Spiel endet schließlich mit 0:3, eine tolle Saison endet in Tränen. Als erste große Auswirkung des Nicht-Aufstieges können auch die großen Leistungsträger Perlak und Onisiwo nicht mehr gehalten werden, gemeinsam mit dem talentierten Eigengewächs Fabio Strauß wandern sie zu Bundesliga-Vereinen ab, die einen zum SV Mattersburg, der andere zum SV Grödig. Auch der mehrfache Westliga-Torjäger Marco Vujic möchte kürzer treten und verlässt den Verein.

 2014/15

Schon am Tag nach der bitteren Niederlage wird mit Klaus Schmidt bereits ein neuer Trainer präsentiert, vormals Co-Trainer von Josef Hickersberger beim Nationalteam von Bahrain und zuletzt beim Kapfenberger SV als Trainer tätig. Die erste große Aufgabe des Trainers wird mit der Präsentation von Andreas Bammer als Nachfolger für den abgewanderten Marco Vujic auch mit Bravour absolviert. Aber gerade Perlak und Onisiwo werden mehr durch das Kollektiv, denn durch teure Einzelverpflichtungen zu kompensieren sein.

Einen schönen Beleg für das Infrastruktur-Defizit der Austria gibt dabei die ÖFB-Cup-Auslosung gegen den FC Blau-Weiß Linz, da die Veranstaltungsbehörde für das Spiel schlichtweg keine Genehmigung erteilt. Ein anderer Veranstaltungsort muss gefunden werden. Da für das EM-Stadion Wals-Siezenheim allerdings keine Lösung mit dem Hauptmieter gefunden werden kann, muss die Austria mangels massentauglicher Infrastruktur in Salzburg im benachbarten Oberösterreich suchen. Die Linzer „Gugl“ ist dabei lange im Gespräch, schließlich kann mit dem Stadion Vöcklabruck ein näheres Ausweichquartier gefunden werden. Das Spiel wird auch mit 2:0 gewonnen, die Austria hat aber weiterhin „Lospech“ und mit dem SK Sturm Graz einen übermächtigen Gegner, gegen den in Maxglan wieder kein Spiel ausgetragen werden darf. Nicht nur wird dieses Spiel – ausgetragen erneut in Vöcklabruck – mit 5:0 verloren, es kommt auch außerhalb des Stadions zu Auseinandersetzung zwischen verfeindeten Fangruppen beider Lager und sorgt für negative Presse und unnötige Strafen.

Die Meisterschaft verläuft dafür mehr als zufriedenstellend. Zwar wird zweimal in den Salzburg Derbys gegen St. Johann und Eugendorf gepatzt, aber gerade das wichtige Spiel gegen den größten Verfolger Wattens gewonnen, allerdings jagt Wacker Innsbruck Sportdirektor Florian Klausner den Austria-Trainer Klaus Schmidt und will diesen unbedingt als Nachfolger für Michael Streiter installieren. Es kommt schließlich zwischen den Vereinen zu einer finanziellen Einigung und die Austria steht erneut ohne Trainer da.

Der neue Trainer wird in der Winterpause mit dem Norweger Jørn Andersen präsentiert. Der frühere Torschützenkönig der deutschen Bundesliga lebt inzwischen in Bad Reichenhall. Gerade als Aufstiegs-Trainer vom FSV Mainz 05 besitzt der Norweger viel Anerkennung in der Sportwelt. Da die Austria erneut ein gutes Frühjahr spielt, kann sie sich wieder vor Wattens Platz 1 in der Endtabelle sichern, was diesmal den direkten Aufstieg in die zweite Spielklasse bedeutet.

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