1956-1972: Vom Fahrstuhlklub zur Spitzenmannschaft
13. April 2018

1956/57:

Die Austria lernt erstmals in ihrer Vereinsgeschichte das Wort „Abstieg“ kennen, welches in den kommenden Jahren, ebenso wie „Wiederaufstieg“ zum fixen Wortschatz der Fans und Spieler gehört. Nachdem man im Herbst noch den 9. Rang belegt hatte, reicht es im Frühjahr nur mehr zu Platz 13 (14er Liga).

1957/58:

Scheitern wir als Tauernligameister in der Aufstiegsqualifikation am WSV Donawitz.

1958/59:

Im zweiten Anlauf gelingt der Wiederaufstieg, nach Siegen über Radenthein und dem FC Lustenau („Westmeister“) wird der B-Liga-Dritte Stadlau mit einem Gesamtscore von 4:2 eliminiert.

1959/60:

Nach dem katastrophalen Saisonstart der jungen Austria-Mannschaft, die die ersten sechs Saisonspiele verliert, entschließt sich Präsident Karl Sachs zum Kauf eines hochkarätigen Stars: Der vielfache Nationalspieler und Ex-Rapid-Kanonier Erich Probst, 1954 mit Österreich WM-Dritter geworden, wird für die Rekordtransfersumme von 90.000 Schilling vom FC Zürich verpflichtet. Mit 15 Toren trägt Probst wesentlich zum 11. Platz und damit zum Klassenerhalt bei und wird für das EM-Qualifikationsspiel gegen Frankreich im März 1960 als erster Spieler von Austria Salzburg von Teamchef Karl Decker nochmals in die Nationalmannschaft berufen.

1960-1967:

Die Jahre werden zum Höhepunkt des „Fahrstuhldaseins“ der Austria. Für die neugeschaffene Westliga zu stark, für die Staatsliga (bzw. ab der Saison 65/66 Nationalliga) zu schwach: drei Abstiege und ebensoviele Aufstiege sind die Folge, nur in der Saison 63/64, vor der Kapitän Franz Feldinger (ebenso wie Keeper Rudi Krammer und Dribbelkönig Hermann Hochleitner Mitglied der Olympiateams 1952) nach der Rekordmarke von 687 Einsätzen seine Schuhe an den Nagel hängt und B-Team-Läufer Günter Praschak die Funktion des Spielertrainers übernimmt, gelingt der sofortige Wiederaufstieg nicht.

International erreicht die Austria hingegen beachtliche Resultate: 1961 werden Ferencvaros mit 3:2 und Altay Izmir mit 3:0 geschlagen, gegen den Deutschen Meister Nürnberg erreicht die Austria ein beachtliches 0:0. 1964 unterliegt die Austria Espanol Barcelona (mit den Superstars Alfredo di Stefano und Ladislaus Kubala) in Lehen nur mit 0:2. Und aus dem Gefüge vieler Salzburger Spieler wie Hans Gegenhuber, Roland Hirscher, Werner Breitenfelder, Artur Kibler, Hans Klopf, Hannes Granzer oder Jonny Zaunreiter ragt Linksaußen Adi Macek besonders heraus: Mit ihm wird 1965 der erste „waschechte“ Salzburger in das A-Nationalteam berufen und er spielt auch beim legendären 3:2 Auswärtssieg Österreichs über England, bei dem der 20-jährige Rapidler Toni Fritsch mit zwei Toren als „Wembley-Toni“ einen Ikonenstatus erobert.

1967/68:

Nach dem Wiederaufstieg 1967 werden vom ebenso dynamischen wie cleveren sportlichen Leiter Günter Praschak die Fundamente für einen Spitzenklub errichtet. Praschak gelingt es dank seiner guten Beziehungen zum legendären Austria Wien-Macher Joschi Walter den 19-fachen Nationalspieler Horst Hirnschrodt und das geniale „Problemkind“ Karl Kodat zu verpflichten und er fungiert abseits seiner sportlichen Funktion auch als unermüdlicher Dampfmacher bei den Politikern in Sachen neues Stadion, das schon seit Beginn der 60er-Jahre ein heißes Thema ist. Praschaks neuformierte Mannschaft hat in der ersten Saison aber noch Probleme und erreicht nur Rang 12.

1968/69:

Dank weiterer Verstärkungen hat die Austria erstmals mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun und erreicht die bisher beste Plazierung, Rang 6. Die sportlichen Erfolge bringen auch Bewegung in die Stadionfrage: der Bau des Lehener Stadions auf dem Areal der bisherigen Anlage wird beschlossen und auf Praschaks ultimatives Drängen wird auch die zunächst nicht geplante Überdachung der Stehplatztribüne abgesegnet. Vor allem ist der Stadionneubau neben Bürgermeister Alfred Bäck dem seit Sommer 1968 amtierenden neuen Austria-Präsidenten, SPÖ-Landesrat Sepp Weißkind zu verdanken. 1968/69 geht die Mannschaft auch erstmals mit einem Dressen-Sponsor („Thalhammer“) in die Saison.

1969/70:

Der bis zu diesem Zeitpunkt genialste Transfer der Austria-Geschichte gelingt Günter Praschak im Sommer 1969: der bei 1860 München im Abseits stehende Nationalspieler Peter Grosser kommt zum Nulltarif nach Lehen und die „Löwen“ bezahlen sogar noch seine Gage (25.000 Schilling Fixum plus Prämien) für das erste Jahr. Mit den weiteren Neuverpflichtungen Blutsch und Filzmoser gilt die Austria erstmals als seriöser Anwärter auf einen Spitzenplatz.

Gerade in diese Zeit fällt aber der Stadionneubau, weshalb wir für zwei Jahre auf die Anlage des ASV nach Itzling übersiedeln müssen. Die hochgeschraubten Erwartungen erfüllen sich anfangs nicht und nach zwei Auftaktniederlagen wirft Günter Praschak unter massiven Publikumsprotesten das Handtuch. Sein Nachfolger als Trainer wird der ehemalige Austria Wien-Nachwuchsbetreuer Karl Schlechta. Bis zum Herbst arbeitet sich die Austria auf Rang vier vor, aber in der Endabrechnung reicht es doch nur zum enttäuschenden 8. Rang.

1970/71:

Vier hochkarätige Neuzugänge (Torhüter Adi Antrich, Karl Ritter, der deutsche Ballkünstler Heinz Libuda und Franz Weidinger) verhelfen der Austria zum besten Jahr ihrer bisherigen Vereinsgeschichte. Im Intertoto-Bewerb wird gegen starke Konkurrenz (u.a. Kaiserslautern) der Gruppensieg geholt und eine großartige Hinrunde wird durch ein 1:0 bei Wattens mit dem Herbstmeistertitel gekrönt. In der Winterpause gewinnt die Austria das Wiener Stadthallenturnier und wird sogar in die Dortmunder Westfalenhalle zu einem Spiel gegen die deutsche Bundesligaauswahl (u.a. mit Netzer, Overath, Vogts) eingeladen (Resultat 8:4 für die Bundesligastars).

In der zweiten Frühjahrsrunde feiert die Austria ihren bis dahin größten Sieg: auf dem verschneiten Itzlinger Feld wird bei -11°C Austria Wien durch vier Tore von „Schneewalzerkönig“ Karl Kodat sowie je eines von Ritter und Weidinger auch ohne den verletzten Superstar Grosser mit 6:0 deklassiert. Zum vorentscheidenden Spiel um die Meisterschaft gegen den Titelrivalen Wacker Innsbruck (mit Trainerneuling Otto Baric) begleiten 7.000 Fans die Truppe auf den Tivoli. Aber eine umstrittene Aufstellung (Gustl Thaler statt Standardverteidiger Hans Klopf als Manndecker von Innsbruck-Stürmer Poldl Grausam) rächt sich bitter: Grausam erzielt zwei frühe Tore für Innsbruck, das nun die Führung übernimmt. In der Endabrechnung fehlt dann genau ein Punkt zur Erringung des Titels und die Austria muss sich mit dem Vizemeister begnügen.

International erreicht die Austria durch Siege über Vasas Budapest, Lanerossi Vicenza und Csepel Budapest das Mitropacup-Finale, unterliegt aber im Endspiel in Goricia der bosnischen Mannschaft Celik Zenica mit 1:3.

1971/72:

Die missglückte UEFA-Cup-Premiere gegen UT Arad (Rumänien) ist der erste Höhepunkt der neuen Saison: nach einer 1:4-Auswärtsniederlage reicht ein 3:1 im Heimspiel (am SAK-Platz) nicht ganz zum Aufstieg. Das Arad-Heimspiel ist zugleich das letzte vor der Rückkehr ins neue Lehener Stadion.

Das Eröffnungsspiel dortselbst vor 12.000 Zusehern gegen die tunesische Nationalmannschaft artet allerdings in eine handfeste Keilerei aus: Grosser und ein Tunese werden ausgeschlossen. Die Austria gewinnt zwar 3:2, verliert aber viele Sympathien – vor allem bereits zuvor durch den Verkauf von Fanliebling Karl Kodat um 1,4 Millionen Schilling zu Royal Antwerpen, wo er Jahre später nach großartigen Leistungen zum besten Belgien-Legionär aller Zeiten gekürt wird.

Unter dem neuen Trainer Erich Hof, der U-21-Teamlibero Hannes Winklbauer von Nationalliga-Absteiger Schwarz-Weiß Bregenz, sowie Torwart Willy Kaipel und Stürmerhoffnung Alfred Hala als Kodat-Ersatz vom Wiener Sportklub holt, wird der etwas enttäuschende vierte Rang erreicht. Immerhin bewirkt das neue Stadion einen sprunghaften Anstieg des Besucherschnitts auf 8.700.

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