Befangener Schiedsrichter-Assistent: Austria bekämpft die 1:2 Niederlage gegen Grödig

28. März 2023

Fragwürdige Entscheidungen, spielentscheidende Fehler, tätlicher Angriff auf einen Zuschauer. Der Einsatz des Bischofshofener Nachwuchstrainers Avni Muslija als Schiedsrichter-Assistent schlägt hohe Wellen.

Bereits gestern überschlugen sich die Medienberichte zu einem allfälligen Protest gegen die Wertung des Spiels. Um Eines gleich vorweg klarzustellen: Wenn man einen Elfmeter verschießt und hochkarätige Torchancen nicht nutzt, hat man den Sieg nicht verdient. Die Mannschaft der Austria hätte genug Qualität im Kader, um trotz glatter Fehlentscheidungen des Schiedsrichter-Trios als Sieger vom Platz zu gehen. Die Anfechtung des Spielergebnisses hat aber einen anderen Grund, wie Vorstandsjurist Christian Hochhauser erklärt: „Mit Avni Muslija war ein offenkundig befangener Schiedsrichter-Assistent im Einsatz, was dem Einsatz eines nicht spielberechtigten Spielers gleichkommt. Die Befangenheitsbestimmungen lassen schon den äußeren Anschein einer Parteilichkeit genügen, also alles, was auch nur dem Anschein nach geeignet ist, die Unparteilichkeit in Zweifel zu ziehen.“

Schon für einen Laien sollte völlig klar sein, dass dieser „äußere Anschein“, wie es im Juristendeutsch heißt, hier jedenfalls vorliegt, wenn ein Funktionär eines direkten Konkurrenten um den Aufstieg in die Regionalliga West als Linienrichter im Einsatz steht, und nach dem von ihm mit(geleiteten) Spiel dem Konkurrenten Bischofshofen zum Meistertitel gratuliert, der erst auf Grund der Niederlage der Austria fixiert wurde.

Screenshot von Instagram.

„Dazu kommt, dass offenbar ein Cousin dieses Linienrichters im Kader des SV Grödig steht. Ein solches Naheverhältnis eines Familienangehörigen zu einem Verein, dessen Spiel man als Schiedsrichter leitet, wäre natürlich auch offen zu legen. Avni Muslija hat unseren Informationen zu Folge dem Schiedsrichterkollegium sowohl dieses mittelbare Naheverhältnis zum SV Grödig als auch seine unmittelbare Zugehörigkeit zum SK Bischofshofen verschwiegen und damit gegen die Leitlinien für Schiedsrichter und die Befangenheitsbestimmungen des ÖFB verstoßen“, scheint für Christian Hochhauser die Sachlage eindeutig zu sein. Seines Erachtens dürfte Avni Muslija mit gleich zwei Naheverhältnissen zu Vereinen in der Liga überhaupt in keinem einzigen Spiel der Regionalliga Salzburg eingesetzt werden.

Geht es nach unserer bescheidenen Meinung, legt das Agieren des genannten Assistenten am Sonntag ohnehin mehr als nur den „äußeren Anschein“ einer Befangenheit nahe. Mehreren eindeutigen Fehlentscheidungen auf dem Spielfeld folgten Fehlentscheidungen abseits des Spielfeldes. Auf eine Bierdusche reagierte er mit einem tätlichen Angriff auf einen Zuschauer, den er für den Becherwerfer hielt, und versetzte – wohl unbeabsichtigt – noch in Rage befindlich dem Grödiger Funktionär Rudi Codalonga (Jahrgang 1946), der schlichtend intervenieren wollte, einen Stoß, durch den Codalonga mit dem Kopf auf dem Beton aufschlug, sich aber zum Glück nicht ernsthaft verletzte.

Screenshot aus dem aktuellen Video von violett.TV – Das ganze Video gibt’s hier.

Christian Hochhauser erläutert die rechtliche Vorgehensweise: „Wir haben heute beim Verband eine Anzeige wegen des Einsatzes eines befangenen Schiedsrichters eingebracht und uns gegen die Beglaubigung des Spielergebnisses ausgesprochen. Sollte unserem Antrag nicht nachgekommen werden, legen wir gegen die Entscheidung Protest ein.“

Unserem Schriftführer stößt aber nicht nur die offensichtliche Befangenheit eines Schiedsrichters sauer auf, sondern auch die Äußerungen des Schiedsrichter-Referenten Bernd Hirschbichler in den Medien, wonach der Assistent kein Fehlverhalten gesetzt habe und es bloß verbale Auseinandersetzungen gegeben habe: „Sollten die Vertreter der Schiedsrichter den Assistenten decken wollen und der Sache nicht nachgehen, obwohl die Videoauswertungen eindeutig sind, werden wir auch noch formell schriftlich ein Disziplinarverfahren gegen den Assistenten anregen, obwohl der Verband auf Basis der gegebenen Sachlage ein solches eigentlich ohnehin von Amts wegen einleiten müsste.“

Obmann-Stellvertreter David Rettenbacher schießt weniger scharf und setzt auf Dialog: „Bernd und ich kennen und schätzen uns seit der gemeinsamen Studienzeit. In einem heute geführten Telefonat konnten wir einige medial getätigte Aussagen klären und uns sachlich über die jeweilige Sichtweise austauschen. Er war durchaus unglücklich über die Art und Weise, wie er zitiert wurde und kann den Ärger darüber nachvollziehen. Fakt ist aber, dass wir keine Täter-Opfer Umkehr zulassen, mit einem Protest den Instanzenweg beschreiten und auf eine Neuaustragung pochen.“

Geht es nach den Verantwortlichen der Austria, könnte die Neuaustragung bereits nächsten Mittwoch, 05.04. stattfinden, ohne dass es zu einer Verzögerung des Meisterschaftsbetriebes kommen würde.

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