Zum 90er ein 9:0 in der 90. – märchenhafter Sieg zum Jubiläum

17. September 2023

violett.TV-Videoclip folgt, einstweilen für euch unsere Nachlese zum gestrigen Nachmittag, und zum Nachhören: Der Live-Podcast von diesem perfekten Fußballsamstag aus dem Max-Aicher-Stadion:

So viel Kitsch gibt es sonst nur in der Getreidegasse: Ein Tag, an dem alles zusammenpasste, beschert der Austria nicht nur drei Punkte, sondern perspektivisch sehr viel Optimismus und die wohl ungetrübtesten Zukunftsaussichten seit langer, langer Zeit.

Es wird der Austria gerecht, bei all dem Rahmenprogramm, welches dieser Anlass eben vorsieht, dann auch bald zum Wesentlichen zu kommen, zum Spiel. Da war die Gänsehaut noch nicht verflogen, stockte allen kurz der Atem: Tatsächlich waren es die Rankweiler, die nach einer Minute die erste große Chance hatten – Kalman konnte parieren. Es sollte die einzige Situation bleiben, mit der die Vorarlberger vor dem Austria-Gehäuse vorstellig wurden – gut zehn Minuten später ereignete sich dann schon die Schlüsselszene in diesem Spiel:

Schon zu Mittag waren die vielen Grillstationen an, der Salzburger Altweibersommer hätte den Rahmen nicht einladender schaffen können. Als erste tobte sich die U-14 unter dem strahlend blauen Himmel aus und besiegte die SG Schmitten/Kitz mit 4:3. In der Partyzone hinter der Fantribüne gab’s außerdem eine interessante Ausstellung historischer Trikots zu bestaunen – kurzweilige Stunden für alle, die schon zeitig da waren.

Bald öffnete dann auch der Fanshop, dieser war auf Anhieb stark frequentiert; und dann spürte man immer intensiver, welch besondere Energie an diesem Tag in der Luft lag: mehr und mehr Leute marschierten aufs Kassenhäuschen zu, spürbar mehr auch als ohnehin üblich. In den Gesichtern nichts als freudige Erwartung – kann unsere Austria fühlen? Die größte Freude wird sie nämlich selbst empfinden, unsere „Grand Dame“ …

Ehre für frühere Kämpfer, Gänsehaut für alle

Denn der Eindruck täuschte nicht: das Spiel war ausverkauft! Viele ehemalige Spieler – nicht Ex-Austrianer, Violette bleiben sie schließlich für immer – haben sich eingefunden, ihren Klub, mit dem sie so viele schöne Erinnerungen teilen, über diese 90er-Jubiläumsmarke zu begleiten. Gefeierte Männer unterschiedlicher Semester, die das violette Trikot in ganz unterschiedlichen Epochen unserer Geschichte getragen haben, mit der wunderbaren Gemeinsamkeit, allesamt die Knochen hingehalten zu haben, für diesen ehrwürdigen Sportverein.

Seine unverkennbare Stimme hat kurz vor Anpfiff Josh Oppacher, der legendäre Sänger unserer Vereinshymne, zum Besten gegeben. Nach acht Jahren hat er Go-Go-Goal wieder einmal live performt – ein rares Erlebnis für alle, die auf der Tribüne voller Inbrunst mitgesungen haben. Damit die Gänsehaut auch bei sommerlichen 25 Grad nicht zu gering ausfällt, hat die „Curva Viola“ mit einem visuellen Part verstärkt; eine eindrucksvolle Choreographie über die gesamte Tribüne gab’s zu sehen, wie sie so in Österreich kaum wo sonst zu erwarten ist.

Frühe Schlüsselszene: Rot für die Roten!

René Zia war über die linke Seite energisch durchgebrochen und wurde, bereits im Strafraum, unsanft von Yasin Uzun gestoppt – Torraub, rote Karte, und wer schnappte sich den Ball zum fälligen Elfmeter? Kapitän Mathias Theiner natürlich, wie immer zuletzt, und wie gewohnt stelle er die Führung auch souverän her – das 1:0 in der 13. Minute zugleich das erste kleine Märchen an diesem Nachmittag, Verteidiger Theiner kröne damit sein 100. Spiel für die Austria mit einem Tor.

Die Dominanz der in ihren weißen Jubiläumstrikots glänzenden Hausherren war in der Folge eklatant, spätestens nach einer halben Stunde war alles klar, Schwaighofer erhöhte da auf 2:0. Es folgten das 3:0 von Bann durch einen präzisen Schlenzer ins rechte Eck und ein sehenswerter Sorda-Hammer zum 4:0. Fötschl erhöhte noch vor der Pause auf 5:0.

Das Schöne am Fußball – das Wichtige im Leben

Falls sich unterdessen schon bei jemandem die Gänsehaut gelindert haben sollte, gab’s in der Halbzeit noch die Überdosis: In einem zehnminütigen Spielchen matchten sich im Strafraum vor unserer Fankurve die Special-Needs-Teams von Austria Salzburg und Rapid Wien. Die Grün-Weißen waren bis in die Haarspitzen motiviert, gewannen den kurzen Kick mit 3:1 und holen sich ihren Applaus gemeinsam Schulter an Schulter mit unseren Spielern ab – die „Curva Viola“ weiß, das Schöne zu feiern, das verbindende Kraft unseres Fußballs, für das wir unser Spiel so lieben, und da gehören würdige Erzrivalen ebenso dazu wie Dinge des Lebens, die über die schönste Nebensache zu stellen sind.

Aber Laune machen kann sie schon, diese Nebensache …
Nach Seitenwechsel ging’s Schlag auf Schlag weiter, das 6:0 – wieder durch Sorda, diesmal per Kopf ins linke Kreuzeck – war in Minute 51 bereits überfällig, seinen dritten Treffer erzielte der Mann des Spiels in der 74. Minute. Der eingewechselte Nico Schiedermeier trug in der 86. Minute seinen Teil zum Torreigen bei, und die kitschige Krönung besorgte Joey Zottl, just nach Ablauf der 90 Minuten – da gelang dem Deutschen im Nachsetzen nach einem Schuss an die Innenstange doch tatsächlich das 9:0 (!) Jubiläumsspiel, 90 Jahre, und nach 90 Minuten schießt dir einer das 9:0 – so stimmig kann kein Kegelabend je sein.

Oh, wie ist das schön! O – wer wird’s denn sein?

Daraufhin ertönte auch sofort der Schlusspfiff und unsere Mannschaft feierte mit den überragenden Fans zu den Klängen des violetten Neunziger-Hits „Wir sind die Sieger“. So mitreißend diese 90 Minuten auf 90 Jahre Austria Salzburg waren, so ergreifend dann die Jubelszenen nach Spielende – die Austria genießt nicht nur rein sportlich derzeit den Platz an der Sonne, sondern erfährt als nunmehr wieder völlig schuldenfreier Verein endlich jenes ruhige Fahrwasser, auf das jahrelang hingearbeitet wurde.

Während die aufopferungsvolle Vereinsarbeit Früchte trägt und eine solide Basis schafft, trägt die Austria auch zunehmend ein gesundes Maß an Euphorie: So konnte nach Spielende noch eifrig über die O-Frage spekuliert werden, die Claus Salzmann spätestens seit seinem Interview bei Stadionsprecher und Obmann-Vorgänger Alex Hütter mit Spannung geladen hat:

Wer wird neuer Obmann / Präsident von Austria Salzburg? In der Halbzeit des Uniqa ÖFB-Cup-Spiels in zehn Tagen will er seine Nachfolge bekannt geben. Einstweilen hat der verdiente Claus Salzmann einfach mal für ein Rätselraten mit gespannter Vorfreude gesorgt und angekündigt: Es wird „eher ein Knalleffekt“ werden!

Es kribbelt wieder ganz gehörig bei unserer geliebten Austria, was?! Genießt es, wir alle gemeinsam haben uns das mehr als verdient!

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