Interview mit Austria-Obmann Walter Windischbauer
1. Juni 2013

Einen Tag nach dem letzten Meisterschaftsspiel haben wir uns mit Walter Windischbauer unterhalten. Thema Nummer eins war dabei natürlich der Abschied von Tom Hofer und damit der Trainerwechsel. Walter, der 1.Juni 2013 wird für den SV Austria Salzburg noch lange ein denkwürdiger Tag sein. Und das, obwohl es ja eigentlich sportlich um nicht mehr allzu viel gegangen ist, nachdem Platz zwei in der Liga schon vor dem Spiel feststand. 
Walter Windischbauer: Richtig. Begonnen hatte es mit der bangen Frage, ob bei den gegebenen Wetter- und Platzverhältnissen überhaupt gespielt werden kann. Dann stand der Abschluss der Gespräche mit Rene Zia und Marko Vujic auf dem Programm. Dann ein beinahe perfektes 7:0 unserer Mannschaft gegen einen Spitzenklub der Liga mit dem unglaublich berührender Abschied von Flo Hirsch. Und schließlich die Mitteilung von Thomas Hofer an die Fans, dass er die Zusammenarbeit mit unserem Verein nicht mehr fortsetzen wolle und er sich für einen anderen Weg entschieden habe.

Der Abschied von Thomas Hofer war für viele im Stadion völlig unerwartet gekommen. 
Nicht nur viele im Stadion, wir alle waren von dieser Entscheidung überrascht. Thomas Hofer hat in den anderthalb Saisonen, in denen er unser Cheftrainer war, sportlich hervorragend gearbeitet. Mit ihm im Rahmen eines  hervorragenden Trainer- und Betreuerteams und einer personell stark besetzten Mannschaft konnten alle Ziele erreicht werden, zweimal der SFV-Cupsieg,  Platz acht nach einem sehr durchwachsenen Herbst 2011 und dann Platz zwei in der soeben beendeten Saison. Da wir uns zu Beginn der Zusammenarbeit grundsätzlich auf eine jedenfalls zweieinhalbjährige Zusammenarbeit geeinigt hatten, verstehe ich die Argumentation von Thomas, er hätte viel früher ein Angebot auf eine Vertragsverlängerung erwartet, allerdings nicht wirklich verstehen.

Thomas hat argumentiert, es habe mit der sportlichen Leitung keine Basis mehr für eine weiter Zusammenarbeit gegeben und die Austria habe ihm erst vor einige Tage vor Saisonschluss ein Angebot für eine weitere Zusammenarbeit gemacht. 
Beides kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Zuerst möchte ich daran erinnern, dass sich keiner so intensiv um die Verpflichtung von Thomas Hofer bemüht hat wie Gerhard Stöger. Anif wollte seinerzeit Thomas Hofer nicht freigeben und auch Thomas wollte ursprünglich bis zum Sommer 2012 in Anif bleiben. Nur Gerhards Überzeugungskraft und Hartnäckigkeit haben wir es zu verdanken, dass Thomas schon im Dezember 2011 das erste Training bei uns geleitet hat.

Gerhard Stöger hat mit Thomas Hofer am Wochenende vor dem Spiel in Andelsbuch ein mehrstündiges Gespräch geführt und mir berichtet, dass dort offen und intensiv und da und dort auch durchaus selbstkritisch die bisherige Saison eingeschätzt und vor allem über die Zusammenansetzung des Kaders für die kommende Saison gesprochen wurde. Es kann doch niemand ernsthaft glauben, dass solche Gespräche geführt würden, wenn man als Verein ernsthaft einen Trainerwechsel plant. Und dies, obwohl es in der Vergangenheit manch heikle Situation gegeben hatte. Aber solche Dinge passieren wohl in jeder Partnerschaft – Schmutzwäsche werde ich ganz sicher keine in der Öffentlichkeit waschen – und sollten einen nicht von den gemeinsamen Zielen abbringen.

Gerhard hat Thomas dann mitgeteilt, dass der Vorstand so schnell als möglich über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die kommende Saison entscheiden werde – genau in diese Zeit fielen ja z.B. die Sponsorverhandlungen mit unserem Hauptsponsor – und er nach dieser Entscheidung unverzüglich mit den Trainern und den Spielern nochmals sprechen werde. Gerhard hat nichts anderes gemacht, als die Beschlüsse des Vorstandes umzusetzen.     

Anfangs letzter Woche sind wir dann zu dritt zusammengesessen. Im Wesentlichen habe ich in diesem Gespräch über den Beschluss des Vorstandes berichtet, dass wir auch in der kommenden Saison auf einer wirtschaftlich gesunden Basis sportlich wieder angreifen und ganz vorne mitspielen wollen. Und dann habe ich klargemacht, dass der Verein weiter mit Thomas zusammenarbeiten möchte. Thomas wollte darüber nachdenken und beruflich noch etwas abklären. Ein paar Tage später und nach dem Cupsieg hat er mich dann telefonisch darüber informiert, dass er die Zusammenarbeit mit uns nicht fortsetzen wolle.

Niemand von uns ist perfekt. Aber eines möchte ich mit aller Deutlichkeit sagen: Ich werde es nicht zulassen, dass von außen oder von notorischen Besserwissern jetzt Gerhard zum Sündenbock gemacht wird. Der Trainer wollte die Zusammenarbeit nicht mehr fortsetzten. Das ist bedauerlich, aber das ist so. Wir machen unsere Fehler gemeinsam und wir feiern unsere Erfolge gemeinsam. Nur das macht uns so stark, dass  Neider von außen – und die haben wir uns wahrlich verdient – jetzt einen Keil in die Austria-Familie hineintreiben wollen. Es wird aber nicht gelingen.

Zum Schluss, Walter, wie sieht die weitere Vorgangsweise in der Trainerfrage aus? 
Nach dem Abschluss einer überaus erfolgreichen der Saison gehen Spieler, Trainer und Betreuer jetzt einmal drei Wochen in den wohlverdienten Urlaub. Mittlerweile konnten wir bekanntlich mit 13 Spielern, nämlich mit Ebner, Mitterhofer, Rajic, Strauss, Reifeltshammer, Kircher, Sommer, Mayer, Simic, Gruber,  Öttl, Zia und Vujic verlängern und haben damit eine starke Basis für die kommende Saison gelegt.  Fünf weitere Spieler liegen konkrete Angebote seitens des Vereines vor. Spätestens zum Trainingsbeginn, wenn möglich aber schon deutlich früher, werden wir eine Entscheidung in der Trainerfrage treffen. Eine solche Entscheidung muss schnell, gleichzeitig aber wohlüberlegt getroffen werden. Und sie wird unter dem Motto stehen: Welcher Trainer kann uns auf unserem Wege nach oben bestmöglich weiterhelfen. 

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