Pyrotechnik

Das erste Lichtlein brennt: Pyro-Posse braucht volle Transparenz

3. Dezember 2023

„Wir sagen euch an: den lieben Advent“ – wir kommen mit voller Transparenz …

Denn wir kämpfen nicht nur unmittelbar gegen eine drakonische Pyrostrafe vom ÖFB-Cup-Spiel gegen RB, sondern, mehr noch, für den Erhalt einer Fankultur insgesamt, die Fußballenthusiasten ungebrochen in seinen Bann zieht.

Als Unterschiedsspiel, welches das belegt, brauchen wir mit Blick auf diesen Bewerb nur das enorm gefragte ÖFB-Cup-Finale 2023 heranziehen – die vielen begeisterten Gesichter dort, die gezückten Smartphone-Kameras bei den Pyro-Einlagen auf beiden Seiten – und zum Vergleich dazu ein „normales“ Cup-Finale an selber Stelle, mit unter 10.000 Zuschauern …

So sehr wir alleine die Begrifflichkeit „Produkt Fußball“ des schönen Spiels unangemessen finden, mit der uns gerade inflationär begegnet wird, so sicher sind wir, dass unsere gelebte Fankultur einen überaus dienlichen Beitrag auch hinsichtlich Vermarktungsfragen leistet – die schon angesprochene Live-Kulisse in den Stadien ist nur ein Indikator dafür.
„Die Systematik der Bestrafung von eingesetzter Pyrotechnik gehört unserer Meinung nach komplett neu überdacht. So wie es derzeit läuft schießt das komplett am Ziel vorbei. Der einzigen Nutznießer dieser Vorgehensweise scheinen der ÖFB bzw. die Bundesliga sowie die Landesverbände zu sein. Auf der einen Seite werden die Strafen kassiert, auf der anderen Seite wird deren selbsternanntes ’Produkt’ jedoch mit genau diesen spektakulären Bildern aus den Kurven beworben“, befindet Obmann David Rettenbacher, der realistisch gegenüberstellt, womit sich junge Menschen heute nämlich sonst faszinieren lassen: „Neben den sportlichen Leistungen ist es die Stimmung und das gebotene Spektakel der Kurven welche die Leute in die Stadien ziehen. Vor allem junges Publikum lässt sich auch dadurch für den heimischen Fußball begeistern. Davon sind wir überzeugt. Es kann doch nicht in unserem Sinne sein, dass Kinder und Jugendliche mehr und mehr Spiele der saudischen Liga streamen anstatt selbst ins Stadion oder auf den Platz ihres Heimatvereins zu gehen.“

Die Instanzen, die uns diese Mega-Strafe aufbrummen und dabei auch keine Rücksicht auf die Dimensionen unseres Klubs nehmen bzw. jegliche Verhältnismäßigkeit zu Großkonzernen vermissen lassen, bemühen freilich eine völlig andere Argumentation.

Wir haben uns entschieden, den Ablauf so einer drastischen Strafaufbürdung für euch und eine breite Öffentlichkeit transparent darzulegen. Denn wir suchen den konstruktiven Dialog, um für unser Anliegen und das anderer bereichernder Fanszenen endlich etwas zu erreichen; wir spielen mit offenen Karten und haben gute Argumente – die besseren als die vorwurfsvolle Gegenseite allemal (die uns als Mitgliedsverein eigentlich gar keine „Gegenseite“ sein sollte …) Ein erstes „freundliches Hallo“ mit maximaler Strafhöhe und Schlagendwerden einer Bewährungsstrafe obendrauf gab’s am Montag, den 16. Oktober. Einmal tief durchatmen, 250 Euro einzahlen und Protest anmelden – all das erledigte unser Vorstand noch am selben Tag.

Sagten wir doch schon „tief durchatmen“ bei der Strafhöhe, so sind die Zahlen das eine – fast noch schwerer zu verdauen sind die „Argumente“, mit denen uns nach unserer Protestanmeldung begegnet wurde. Wir finden die Gedankengänge teils absurd, realitätsfremd sowieso und möchten gar nicht lange daraus zitieren, sondern euch lieber die Gelegenheit geben, euch selbst ein Bild davon zu machen – deswegen, meint das zuständige ÖFB-Gremium, uns also so drakonisch bestrafen zu müssen.

Download: Der Beschluss des Cup-Komitees

Kurzer Einwurf nur: Unserem Gegner dieses Abends wurde eine Strafe von 1.300 Euro verhängt, wobei aus dem Gästesektor während laufender Spielaktion eine bengalische Fackel aufs Spielfeld geflogen war. Unser Gegenüber durfte sich über ein Tor aus dieser Szene und eben über erstaunliche Milde bei der Strafbemessung freuen. Erwähnter Gedanke kann aber nur Nebenaspekt sein bei den Erläuterungen, die unsere Vorstandsjuristen da begegnen mussten. Wir gehen deshalb an der Stelle gar nicht weiter darauf ein; hatten einen Bericht für die Website schon in der Pipeline, überlassen euch aus gegebenem Anlass aber lieber gleich unsere vollständige Protestschrift im Original, einfach um eure eigenen Gedanken zu fassen und euch eine Meinung zu bilden.

Download: Die Protestschrift von Austria Salzburg

Mit einem gewissen Vorschuss an Vertrauen in die nun am Werk befindliche Instanz, die all das anhand der vorgebrachten Argumente zu bewerten hat, sind wir zuversichtlich, eine adäquate Strafmilderung zu erreichen und den Betrag noch zumindest in Richtung einer Art von Angemessenheit und Relation zu bringen. Rettenbacher: „Mit dem derzeitigen Vorgehen wird unserer Meinung nach keine Verbesserung erzielt. Das einzige was passiert, ist, dass man mit den immer steigenden Geldstrafen die Vereine und damit sein eigenes ’Produkt’ schwächt. Ein Eingriff in das sportliche Geschehen (z.B. angedrohte Punkteabzüge) würde die ganze Situation nochmals verschärfen und die Bewerbe zum Teil gar ad absurdum führen.“

Bemerkenswert im Zuge dieser Causa finden wir in persona Steffen Hofmann, der auf das horrende Strafmaß gegen uns unterschreibt; das nachdem er bei Anlassfall Rapid, wo er Vereinsikone ist, medial zu bedenken gab, wie überzogen Pyrostrafen hierzulande denn seien.
Eine verheerende Optik, festzumachen am Handeln einer Person, von der alleine wir uns unser Grundvertrauen in eine seriöse Behandlung mit nachvollziehbarer Argumentation beim Verband aber nicht erschüttern lassen möchten.

Pyrostrafen können unter Umständen übrigens sehr wohl Sinn machen – das hier unterschreiben nämlich WIR, ganz ohne Anleitung von Verbänden oder anderen Instanzen: „Genau so gilt auch, dass der sportliche Wettkampf durch den Einsatz von Pyrotechnik nicht maßgeblich beeinflusst werden darf. Aktionen die gezielt während dem Spiel zu notwendigen Unterbrechungen führen – hier geht es nicht um einzelne Bengalen bei einem Torerfolg –  sind abzulehnen und zur Not auch weiterhin zu bestrafen. Bezüglich verantwortungsvollen Einsatz von Pyrotechnik (in und durch die Kurven) im Zuge von Choreographien zu Beginn der einzelnen Halbzeiten sprechen wir uns als SV Austria Salzburg ganz klar dafür aus, dies als zusätzlichen, wichtigen Teil der Attraktivität des Stadionbesuchs zu schätzen und von Strafen durch ÖFB (inkl. Landesverbände) sowie Bundesliga abzusehen.“

„Die Entwicklungen zeigen, dass die Strafen nicht ziehen. Es wird weiter gezündelt. In Salzburg brannten die ersten Bengalen zu Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre (Stichwort: „begeisternde, südländische Atmosphäre“) und es benötigt keine hellseherischen Fähigkeiten um zu prophezeien, dass sie auch in 20 Jahren noch brennen werden. Das selbe gilt für alle anderen großen Kurven in Österreich. Pyrotechnik hat sich über Jahrzehnte als Stilmittel der Kurven etabliert und die Praxis zeigt, dass sie ähnlich wie Schals, Fahnen und Doppelhalter einfach dazu gehören und durch einen verantwortungsvollen Gebrauch keine erhöhte Verletzungsgefahr ausgeht“, so David Rettenbacher abschließend im Namen des Vorstands der Salzburger Austria.

Bei all den Bestrebungen, diese Sache in eine vernünftige Richtung zu bringen, bei all den stringenten Argumenten auf unserer Seite: letztlich endscheiden auch über unseren Protest wiederum andere und so kann es sein, dass der beherzte Einsatz unserer Ideale ausgerechnet für uns selbst zu spät kommt und zuerst vielleicht einmal für andere Früchte trägt. Sei es so, dann bereuen wir es nicht, und es soll ja andernorts schon Gedanken über starke Bündnisse gegeben haben, gewichtige Interessen im Sinne schillernder Vereine im Zusammenschluss durchzusetzen.

Ein GROSSES DANKESCHÖN an dieser Stelle unserer Fankurve, die zwischen Kasnock’n und Glühwein höchstselbst schon mehr als 10.000 Euro für unser Verständnis von Fankultur finanziell aufgebracht hat, UND ZUDEM: all den solidarischen Fußballfans aus fünf Kontinenten, die für uns und unsere Sache gespendet haben. Wenngleich nicht einmal derlei Unterstützung einer solch drakonischen Strafe beikommen kann – FÜR EUCH ALLE WEHREN WIR UNS, als Traditionsklub im besten Sinne, dem man so abschätzig ganz einfach nicht gegenübertritt!

Ihr könnt die Mission unserer „Curva Viola“ auch weiterhin unterstützen, diese unverhältnismäßige Strafe finanziell abzufedern und damit unseren Traditionsverein zu schützen, wo die Summe einstweilen mit voller Härte aufschlägt. Für unser hehres Ziel werden wir aber nicht kämpfen, bis die immense Summe für uns einmal getilgt ist – sondern bis wir endlich ein Umdenken bei Verbandsverantwortlichen erwirkt haben!

Es sollte einer Institution, einer Organisation und einem Verband auf jeden Fall möglich sein, sein Gesicht zu wahren, wenn eine nächste Instanz diese Strafbemessung – eben anhand dargelegter Argumente – grundlegend revidiert. Sollte man sich, aus welchen Gründen immer, dazu nicht durchringen können und uns mit dieser drakonischen Summe dastehen lassen, dann kämpfen wir weiterhin ganz grundsätzlich für unsere Sache. In diesem Fall appellieren wir aber zumindest für so viel Besinnung in diesem Advent, auch seitens des Verbandes einen selbstlosen Schritt zu tun und einen beträchtlichen Teil der Summe einem karitativen, einem guten Zweck zukommen zu lassen.

Für ein sportliches Fußballspiel,
für Respekt an den Interessen von etablierter Fankultur,
und für ein faires Miteinander im Dialog auf Augenhöhe, denn:

Sitzt wohl jemand auch am längeren Ast – wir sitzen letztlich doch im selben Boot!

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