Samstag: Heim-Derby als erster Frühlingsbote

20. März 2018

Schneller als die Polizei erlaubt sind sie nicht vergangen, die 133 Tage seit dem letzten Pflichtspiel der Austria – mit positiven Schlagzeilen wusste unsere violett-weiße Fußballliebe aber ausgerechnet in der kalten Jahreszeit unsere Gemüter zu erwärmen: Letzte Quote vorzeitig bezahlt und Sanierungsverfahren noch im alten Jahr abgeschlossen, die Heimstätte mit der Tatkraft Freiwilliger aufpoliert, Hallenlandesmeistertitel unseres bärenstarken Nachwuchses, ein neues Vorstandsgespann bei einer gut besuchten Mitgliederversammlung und tags darauf noch das Fußballfest der Traditionen mit dem GAK in Gratkorn. Und diese Woche ist es ja doch geschafft, die lange Winterpause ist endlich überbrückt.Kälte hin oder her, am Dienstag um 17:15 Uhr war es soweit: Erste Tag-Nacht-Gleiche des Jahres auf der Nordhalbkugel – Frühlingsanfang. Serotonin und Dopamin werden wieder in rohen Mengen produziert, uns allen stehen in der nächsten Zeit ein besseres Allgemeinbefinden und seriösen Quellen zufolge „leichte Euphorie“ in Aussicht. Dass auch unsere Heimstätte ihr Winterkleid ablegt, sollte das Hochgefühl noch verstärken, doch Vorsicht: Es gilt bereits eine Woche vor Ostern die Ohren steif zu halten, damit heuer auch wirklich die richtigen Hormone ausgeschüttet werden…

Im Vorjahr verbreitete sich eher Melatonin in den violetten Beinen und es ging mit einer anhaltenden Frühjahrsmüdigkeit im freien Fall dem Abstieg entgegen. Vor dem Heimderby gegen den SAK hat man sich noch allseits erhofft, dass die schlecht aus der Winterpause gestartete Mannschaft sich findet und nochmal neu durchstartet. Das sah auch lange Zeit gut aus, doch zwei späte Gegentreffer änderten alles. Die Stimmung war nach der 1:2-Niederlage am Tiefpunkt, der SAK hatte uns mit in den Abstiegsstrudel gezogen. Ein Schlag von dem sich die damalige Mannschaft nicht mehr erholen sollte und so findet das echte Stadtderby diese Saison eine Spielklasse tiefer statt.

Alles neu macht 2018

Seither hat sich aber bei beiden Stadtvereinen wieder Aufbruchsstimmung breit gemacht, deren größten Schub gab’s dort wie da ausgerechnet im vermeintlich tristen November mit neuen Obmännern. Beim SAK war dieses Amt an der Spitze zuletzt zwölf Jahre unbesetzt, mit Christian Schwaiger führt jetzt ein ambitionierter Sponsor die Geschicke im Nonntal. Bei der Austria fungierte Neo-Obmann Claus Salzmann zunächst noch interimistisch, seit der Mitgliederversammlung am 2. März steht der Pinzgauer ganz offiziell an der Spitze unseres neuen zehnköpfigen Vorstands. Ihr aktuell drittletzter Tabellenplatz hat die Blau-gelben im Winter auch nicht gehindert, ehrgeizige Ziele verlauten zu lassen: Bereits die laufende Spielzeit soll im oberen Tabellendrittel beendet werden, ab Sommer soll es dann der Westliga entgegen gehen. Transfers wie jener von Mersudin Jukic verleihen der Ansage zumindest in sportlicher Hinsicht Seriosität und Nachdruck. Neben Tormanntrainer Oliver Scheucher und weiteren Spielern holten die Athletiker mit Andreas Fötschl auch ihren neuen Chefcoach aus Grödig.

Am dortigen Selbstbedienungsladen wurde auch die Austria fündig, der Transfer von Matthias Öttl zurück zur Austria wurde weniger als „Rückholaktion“ denn als „Transfercoup“ tituliert. Auch der neue Trainer unserer Mannen ist ein alter Bekannter, einst als Hofer-Co für die Austria tätig soll Christian Schaider jetzt an vorderster Front für eine positive Entwicklung der Violetten sorgen. Mit acht Neuzugängen wurden die ersten Akzente unter der neuen Führung auch bei der Austria schon gesetzt, mit großen Tönen hält man sich in Maxglan aber zurück und denkt eher langfristig. Schaider tritt zwar mit einem Offensivkonzept an und möchte den Fans auf Sicht nichts weniger bieten als „schönen Fußball“, er ist sich dem gerademal begonnenen Entwicklungsstadium aber bewusst, peilt für die kommende Saison einen Top-5-Platz an und hält ein Liebäugeln mit der Westliga erst in der Saison 2019/20 für realistisch.

Doch auch kurzfristig darf man sich einiges versprechen, verrät unser neuer Chef an der Seitenlinie: „Wir haben uns bereits vieles in Richtung Offensivfußball in der Vorbereitung erarbeiten können, vor allem was das organisierte, aggressive Arbeiten gegen den Ball betrifft. Das Konzept hat in einigen Vorbereitungsspielen schon gut funktioniert, wir brennen jetzt alle auf den Auftakt.“ Alle? Ja, am Samstag kann sportlich aus dem Vollen geschöpft werden. Dass elf intensive Trainingswochen ohne muskuläre Probleme oder gar gröbere Verletzungen abgelaufen sind, weiß Schaider sehr zu schätzen. Sein Lob in diesem Zusammenhang gilt neben dem Trainergespann auch Anna und Sandra, die das Physio-Team bilden und unseren Kickern sehr hilfreich zur Seite stehen. Die ambitionierten Schritte des aufstrebenden SAK sind unserem Coach nicht entgangen, mit Fokus auf die eigenen Stärken überwiegt aber der Optimismus: „Wir haben bereits einen guten Teamgeist entwickelt und werden alle gemeinsam hart dafür arbeiten, damit wir mit einem zufriedenen Gefühl glücklich nach Hause gehen können. Noch stehen 90 Minuten und ein sehr guter Gegner dazwischen.“

Top, die Wette gilt!

Insofern kann man heute von einem „Derby der Aufrüster“ sprechen, keinesfalls aber von einem der „Wettrüster“. Als solche gaben sich die ganze Winterpause hindurch vielmehr Dirk vom Union-Berlin-Fanclub Wildauer Kickers und Austria-Tausendsassa David Rettenbacher. Die beiden haben eine Wette laufen, deren Sieger mit Austria Salzburg bereits feststeht – entscheiden wird sich an diesem Wochenende nur noch, wer von ihnen demnächst hinter dem Grill steht. Dirk kündigte großspurig und dennoch sympathisch eine ganze Menge von Union-Fans für das heutige Derby in Salzburg an. David ließ keine Zweifel offen, dass aus seinem Netzwerk eine würdige Gastfreundschaft herzustellen ist – jedem angereisten Berliner soll eine Herberge im violetten Umfeld zur Verfügung gestellt werden können, die Nächtigung soll eine 50-Euro-Spende an die Austria kosten. Länderspielpause sei Dank konnte Dirk die Hundertermarke an Zusagen aus Berlin schon vor einigen Wochen verkünden, die Aktion schlug auch in deutschen Hauptstadtmedien bereits Wellen. Es wird sich also zeigen, ob David dem Druck aus Köpenick standhalten und für alle Unioner ein Zimmer vermitteln kann. Ein Festangestellter am Grill gilt indes schon als fixiert, Union- und Austria-Hauptsponsor Harald Layenberger wird sich sein Stelldichein mit der Schürze geben.

Allen Berlinern, die zu dieser eisernen Invasion nach Salzburg aufbrechen, ebenso wie allen anderen „Groundhoppern“, die in der Länderspielpause ihren Sinn für das schöne Spiel bei der Austria schärfen, wünschen wir eine gute Reise und schon jetzt ein schönes Fußballwochenende bei uns in Salzburg!

Auch wenn es die Woche hindurch noch nicht danach aussieht, pünktlich zum Spieltag ist sonniges und mildes Frühlingswetter prognostiziert. Monatelange Vorfreude auf diesen Samstagnachmittag und tatsächlich nichts, dass dem Termin einen Strich durch die Rechnung macht – so normal, dass es schon wieder besonders ist. Ab 15:00 Uhr rollt das Leder, gegen 16:45 Uhr wird der Referee dieses Derby abpfeifen. Damit exakt vier Tage nach dem astronomischen Frühlingsbeginn bereits die ersten Punkte dieses Jahres in Maxglan sprießen, braucht es eine tolle Kulisse. Auf keinen Fall dürfen wir auf oder neben dem Platz den Modus Winterschlaf in die Saison hineintragen. Bereiten wir uns mit einem bis auf den letzten Platz gefüllten Stadion zu diesem Derby in Maxglan selbst eine Freude und starten wir mit frischen Kräften erfolgreich ins neue Jahr!

PAPINSKI präsentiert
SV Austria Salzburg – SAK 1914
Samstag, 15 Uhr, Erich-Misoph-Volltreffer-Stadion
SR: Reuf Salihovic, Markus Reichholf, Milenko Keskic;

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