Die Austria in Telfs

Wiedersehen macht Mühe: Sonntag ohne Anhänger in Telfs

14. Juli 2022

„Aber wir wollten doch Sportsfreude sein?“ Wer nach zwei regelrecht amikalen Begegnungen der Austria mit dem SV Telfs im Frühjahr dachte, zwischen diese beiden Klubs passe kein Blatt Papier, der hat wohl nicht mit der Post von der Behörde gerechnet. Sportliches gibt’s kommende Woche, die Story zum Saisonauftakt haben leider andere geschrieben.

Die Millionenfrage zum Pflichtspielauftakt: Kennt ihr das Baader-Meinhof-Phänomen? Davon sprechen wir, wenn uns eine Sache, die erst kürzlich aufgekommen ist, von nun an immer wieder begegnet. Fachleute nennen diesen subjektiven Eindruck, der durch eine kognitive Verzerrung entsteht, auch Frequenzillusion. Soweit eine wissenschaftliche Einordnung für unsere Aufeinandertreffen mit dem SV Telfs, bevor es am Sonntag schon zum dritten Mal binnen zweieinhalb Monaten zum Shakehands kommt.

Telfs-Obmann Fabian Noldin.
Telfs-Obmann Fabian Noldin darf am Sonntag keine Austria-Fans begrüßen.

Kopfschütteln statt Händeschütteln

Schade nur, dass die feine Geste einzig den Spielern vorbehalten bleiben wird. Ihr habt’s mitbekommen, die neue Spielzeit startet gleichmal mit einer grotesk-traurigen Posse: Das Spiel in Telfs wird ohne Zuschauer über die Bühne gehen. Am 1. Mai noch Schnapsempfang, Willkommenstransparente und allerlei freundschaftliche Signale bei unserem Gastspiel am Telfer Emat, Mitte Juni dann daheim beim Rückspiel zum Saisonabschluss – kaum jemand, der Telfs-Obmann Fabian Noldin nicht die Hand geschüttelt hätte, umgeben von abermals sportlicher, wertschätzender Atmosphäre. Und eben jetzt: Schluss damit, bevor hier Normalität einkehrt, Geisterspiel. Der Behörde ist dieser „Flirt“ offenbar suspekt.

Ein Zugeständnis? Ja, es gab schon mal Vorfälle an denen manche unserer Fans beteiligt, manchmal auch nur verwickelt waren. Es gab aber auch mal Säbelzahntiger – will heißen: lang ist’s her. Unsere Austria erfreut sich einer über lange Jahre gewachsenen, gereiften und gerade deshalb so angesehenen Fan-Gemeinde. Kinder, die im Herbst in die Schule kommen, haben Violett-weiß noch nie in unrühmlichem Zusammenhang erlebt. Ehe sie bald selbst in der Lage sein werden, Abenteuergeschichten zu lesen, unser Appell an alle, die solche immer wieder schreiben:
Seht euch die Sachlage bitte nochmal genau an, seid euch eurer Verantwortung für eine informierte Öffentlichkeit bewusst und überlegt, ob ihr Schauermärchen von Zoff am Fußballplatz nicht richtigerweise statt in die Tageszeitung mal in die Geschichtsbücher schreiben solltet.

Austria Salzburg vs. Telfs

Für die Austria, für den Fußball

Das derzeitige Stimmungsbild schafft Tatsachen, bei denen wir uns nicht nur als Fußballfans und Austrianer, sondern vor allem als Bürgerinnen und Bürger vor den Kopf gestoßen fühlen. Da verhalten sich die Energiepreise regelrecht konstant im Vergleich zu den Kosten, welche die Behörden für Sicherheitsmaßnahmen rund ums Telfer Emat veranschlagen: 14.000 Euro waren noch im Mai zu vernehmen, jetzt sollen es 30.000 sein – absurd in jeder Hinsicht.

Die Austria tut in dieser Situation ihr Möglichstes, den Sportsgeist obenauf zu halten. Auch durch das zähe Dickicht von Verbandsbestimmungen hätte unser Verein mit Oberalm einen Ausweichspielort samt großzügigster Unterstützung für Gegner und Veranstalter Telfs ausfindig gemacht, wie der Verein in einer Aussendung bekanntgibt – letztlich alles vergebens.
Vom vielzitierten „Fußballfest“ ist man in Tirol damit so weit entfernt wie davon, generell „alles richtig“ zu machen. Angesichts dessen zählt für die Austria am Sonntag das bloße Weiterkommen, Vorfreude und alles sportlich Relevante verschieben wir auf Meisterschaftsstart bzw. auf Cup-Runde zwei.

Fußballgott, du willst es doch auch!

Unseren Fans bleibt einstweilen nur, dafür zu sorgen, dass solche Umstände nicht Schule machen. Die „Curva Viola“ wird, allen Widrigkeiten zum Trotz, die Austria nach Telfs begleiten und sich einen Platz – in dem Fall eben außerhalb der Sicherheitszone – zum Anfeuern suchen. Ja, so führen sich derlei Maßnahmen schnell ad absurdum und damit diesmal hinterher zumindest rechtlich nichts ins Gegenteil verkehrt wird, begleitet ein mehrköpfiges Juristenteam unsere treue Anhängerschaft.

Volle Zuschauerränge wird es diese Woche in Telfs nicht geben.

Der Weitblick also allerorts unterschiedlich, für alle gleich hingegen der Ausblick: Die leidige Paarung verdanken wir ja Wetter-Lady Christa Kummer, die in der vom Rahmen her nicht ganz würdigen TV-Sendung als Glücksfee fungiert hat – da fragen wir gleich noch, welches Los uns Petrus selbst diesmal ziehen wird?
Strahlender Sonnenschein, wolkenloser Himmel und das Knacken der 30-Grad-Marke ist für Sonntag vorhergesagt. Es scheint, als hätte sich irgendjemand da oben doch ein Fußballfest gewünscht!

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